Philosophie  Wortglauberei, Denkzauberei, Danebendenkerei, wissenschaftliche Wortdreherei, Weisheitsliebe, Satzgaukelei, Wahrheitsverbauerei, Lebenseinmauerei, Lebensstromzuschütterei, Undichterei. Alle Philosophen von Plato bis Nietzsche waren Verzapfer von Falschgedanken (s. Weisheit). Jeder zerschnitt auf eine andere, ihm gerade handliche Art den lebendigen Menschen, die ewige Menschheit, kreuz und quer, gab jedem dieser Hackstücke einen besonderen Namen (s. Geist, Seele) und gaukelte mit diesen Worten durch die Luft, bis seine Zuhörer der Schwindel packte und sie sich wunder wie klüger als die Nichtzuhörer deuchten. Denn die Eitelkeit dieser Wortglauber, also ihr besseres Geschäft (s. erwerben), ist der einzige Grund ihrer lärmenden Tätigkeit. Richtige Arbeit hat außer Spinoza kaum ein einziger von ihnen geleistet. Darum auch hüteten und hüten sich noch heute die Philosophiemacher und Wissenschaftler (s. Wissenschaft), an den Staat und an die Kirche, ihre beiden besten Milchkühe, zu tippen. Denn mit ihnen (s. Götterdämmerung) stürzen sämtliche P. zusammen. Alle Wortschwindeleigerüste (s. System) der P. sind nur zu dem Zwecke erfunden worden, den Einsturz dieser Wahrheitssperre so lange wie möglich hintanzuhalten. Nietzsche, der letzte Philosoph, hat keinen solchen Wort- und Satzgaukelbau mehr zustande gebracht. Er dachte wohl schärfer und genauer als seine Vorgänger, aber er dachte von einem ganz falschen Grunde aus und geriet dadurch immer mehr vom Weg zur Wahrheit ab (s. Paralyse). - (se)

Philosophie (2) A ist nämlich idealist und individualist.
B ist idealist und kollektivist.
C ist realist und sensualist.
D ist thomist und szientist.
E bezeichnet sich selber als monistischen antipositivisten.
F ist christlicher existenzialist und rationalist.
G ist spiritualist und universalist.
H ist neupositivist und materialist.
I  ist neupositivist, interessiert an der mathematischen logik.
J ist metaphysiker und historiker.
K ist idealist und deist.
L ist irrationalist und kommunist.
M ist neukantianer und skeptizistischer empiriokritizist
N ist vitalist und liberalist.
O ist mechanistisch/progressivistischer intransigenter anarcho-syndikalist.
P ist psychologist und nominalistischer subjektivist.

ist doch klar zu verstehen sie haben es schwer. sie haben es nämlich entsetzlich schwer. - Oswald Wiener, Die Verbesserung von Mitteleuropa, Roman. Reinbek bei Hamburg 1969

Philosophie (3) Wie man erzählt, mein Theodoros, beobachtete Thales die Sterne und fiel, weil er den Blick nach oben gerichtet hatte, in einen Brunnen. Da machte sich eine Magd aus Thrakien, ein witziges und reizvolles Mädchen, über ihn lustig, weil er darauf aus sei, das zu wissen, was am Himmel vorgehe, und dabei das, was in seiner Nähe, ja vor seinen Füßen sei, nicht bemerke. Diese spöttischen Worte passen auf alle, die sich mit Philosophie beschäftigen ... - Sokrates, nach Platon: Theaitetos

Philosophie (4)  Als des Oxyartes Tochter Roxane mit anderen gefangenen Frauen vor ihm tanzte, verliebte Alexander sich in sie. Aber er tat ihr kein Leid an, sondern vermählte sich mit ihr. Das ist philosophisch!  - (plu)

Philosophie (5)  Nachsichtige Verachtung mit dem Sarkasmus der Heiterkeit zu verbinden: das ist die beste Philosophie für die Welt. - (cham)

Philosophie (6)  »Die philosophische Betrachtung hat keine andere Absicht, als das Zufällige zu entfernen«, sagte Hegel, und, wird man ergänzen dürfen, davon nichts übrigzulassen als Notwendigkeit.  - Georg Brunold, Fortuna auf Triumphzug. Berlin 2011

Philosophie (7)  Der Philosoph versündigt sich aber am Dichter noch mehr wie du an den Kantianern, von denen du zu verlangen scheinst, daß sie erträglich schreiben sollen: es sind Einfalle, mein Viktor, aber keine Gründe, wenn du sagst, die Philosophie werde wie eine türkische Dame von Stummen, Schwarzen und Häßlichen bedient; der philosophische Marktplatz sei ein forum morionum*, Schönheit sei den Philosophen wie den Heloten untersagt, die man deswegen tötete. Denn es ist wohl klar, daß eine gewisse barbarische, undeutsche, weitschweifige Sprache die Philosophie mehr schmückt als entstellt: Orakel verachten Anmut, Vox dei soloecismus, d. h. ein Kantianer ist nicht zu lesen, sondern nur zu studieren. Es ist ferner eines Philosophen nicht unwürdig, die Sprache statt der Wissenschaft zu bereichern, weil zum neuen Term irgendein anderer die Begriffe wie zu den Ammons-Hörnern die Tiere sucht und findet. Daher bezeichnen die Griechen Wort und Vernunft mit dem nämlichen Ausdruck, der am Ende gar ein Gott wurde. Daher schreibt der Philosoph stets über seine Haustüre: pour I'ondalgie** statt: »Hier wohnt ein Zahnarzt«. Das ist der erste Grund außer einem zweiten, warum der Philosoph, besonders der Kantianer - wie ich an Phylaxen sah - weder Bücher noch Menschen noch Erfahrungen noch Physik, Botanik, Künste, Naturgeschichte zu kennen braucht: er kann und muß das Positive, das Reale, das Gegebene, das unbekannte X entraten, er schafft seinen Term und saugt, wie zuweilen Kinder - sie können darüber ersticken -, an seiner eignen überstülpten Zunge, oder wie neugeborne Fohlen, an seinem Nabel...

*  War der Markt in Rom, wo Mißgebildete ««standen und desto hoher weggingen, je ungestalter sie waren.
** So schrieb ein Pariser Dentist über seine Haustüre.

— Jean Paul, Das Kampaner Tal oder über die Unsterblichkeit der Seele (1797)
 

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