hilologie Absichtslose
Wahrnehmung, unscheinbare Anfänge gehen dem zielbewußten Suchen, dem allseitigen
Erfassen des Gegenstandes voraus. Im sprungweisen Durchmessen des Raumes hascht
dann der Suchende nach dem Ziel. Mit einem Schema unfertiger Ansichten über
ähnliche Gegenstände scheint er das Ganze erfassen
zu konnen, ehe Natur und Teile gekannt sind. Der vorschnellen Meinung folgt
die Einsicht des Irrtums, nur langsam der Entschluß, dem Gegenstand in kleinen
und kleinsten Schritten nahe zu kommen, Teil und Teilchen zu beschauen und nicht
zu ruhen, bis die Überzeugung gewonnen ist, daß sie nur so und nicht anders
aufgefaßt werden dürfen. - GRÖBER, Grundriß der romanischen Philologie
I, 1888, nach: Ernst Robert
Curtius, Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter. Bern und München
1948
Philologie (2) Begriff von Philologie
- Sinn für das Leben und die Individualitaet einer Buchstabenmasse. Wahrsager
aus Chiffern - Letternaugur. Ein Ergänzer. Seine Wissenschaft entlehnt
viel von der materialen Tropik. Der Physiker, der Historiker, der Artist,
der Kritiker etc. gehören alle in dieselbe Klasse./ Weg vom Einzelnen aufs
Ganze - vom Schein auf die Wahrheit et sic porro. Alles befaßt die Kunst und
Wissenschaft von Einem aufs Andere - und so von Einem auf Alles - rhapsodisch
oder systematisch zu gelangen - die geistige Reisekunst
- die Divinationskunst. - Novalis, Teplitzer Fragmente (1798)
Philologie (3) Daß es Bücher gibt, so wertvolle
und königliche, daß ganze Gelehrtengeschlechter gut verwendet sind, wenn durch
ihre Mühe diese Bücher rein erhalten und verständlich erhalten werden und diesen
Glauben immer wieder zu befestigen, ist die Philologie da. - Friedrich
Nietzsche, nach
(klu)
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