fosten
Ich warf mich auf mein Bett. Das Eindringen jenes
roten Gliedes in Mademoiselle Eradicens Schamteile ging mir nicht aus dem Sinn,
ohne daß ich eine bestimmte Vorstellung von Lust oder gar Verbrechen damit verband.
Endlich versank ich in eine tiefe Träumerei, und mir schien, als dränge eben
jenes Glied, von jedem anderen Gegenstand losgelöst, auf die gleiche Weise in
mich ein. Unwillkürlich nahm ich dieselbe Stellung ein, in der ich Eradice gesehen
hatte, und ebenso unwillkürlich glitt ich in meiner Erregung auf dem Bauch nach
unten, bis der Bettpfosten, der sich zwischen meinen Schenkeln befand, mich
aufhielt und jenen Teil berührte, wo ich ein unerklärliches Jucken
verspürte. Ohne meine Stellung zu verändern und ohne an etwas zu denken,
bewegte ich meinen Hintern mit unerhörter Behendigkeit
an dem wohltätigen Pfosten. Bald entrückte mich ein Übermaß an Lust, ich verlor
die Besinnung und sank in tiefen Schlaf. - Marquis d'Argens,
Thérèse Philosophe. Nach: Carolin Fischer, Gärten der Lust. Eine Geschichte
erregender Lektüren. München 2000 (dtv 30768, zuerst 1997)
Pfosten
(2) Er stieß in diesem Augenblick, als er das Flußufer
unter dem mondlosen und bewölkten Himmel entlangstolperte, plötzlich wieder
auf einen dieser vom Zufall gesandten Übermittler unerklärlicher
Empfindungen. Diesmal war es ein alter Pfosten mit einem daran befestigten
Eisenring, der früher zum Vertäuen der kleinen Schleppkähne gedient hatte, die
in alter Zeit Getreide den Brue hinaufbrachten. Der Pfosten war nur ein düsterer
Markierungspfahl bei den vorbeifließenden dunklen Wogen, doch Sam kannte dessen
genaue Position sowie jede Einzelheit der Landschaft von dieser besonderen Stelle
aus. Er konnte den Eisenring am Pfosten nicht wirklich sehen, doch er wußte
so gut von seinem Vorhandensein, daß er ihn wahrnahm, ohne ihn zu sehen. Doch
aus irgendeinem Grund erfüllte ihn der bloße Anblick dieses Pfostens mit der
erlosendsten, befreiendsten und überschwenglichsten aller seiner jüngsten Verzückungen.
Sein Denken war so mit dem Begriff Schmerz beschäftigt,
daß er ziemlich bewußt begann, dieser packenden Empfindung die Trübheit des
Schmerzes entgegenzusetzen. Es war, als nähme er große Schaufeln voll Schmerz
und schmisse sie dem köstlichen Strom, der durch ihn floß, in den Weg; und in
dem Maß, wie der Strom stärker wurde, warf er ihm auch mehr Schaufeln voll Schmerz
hin. Doch dieser fegte sie im Weiterflicßcn hinweg, saugte sie auf und schluckte
sie alle in sich hinein! Und doch wäre die Aussage nicht richtig, daß sie mit
der rauschenden Flut dieses ekstatischen Gefühls eins wurden. Sie wurden nicht
als ein natürlicher Lebensstoff aufgesogen. Sie nährten diese Flut, doch die
Flut existierte unabhängig von ihnen und hing in ihrem Ursprung oder Kern nicht
von ihnen ab. - (cowp)
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