flücken  Endlich habe ich heute morgen meinen Mut zusammengerafft. Ich sah das Hospital noch einmal, den immer noch blühenden Pförtner, der in seiner Fettleibigkeit nach Leben stinkt, wie man nach Wein stinkt; die Korridore, in denen die Sonne auf das Gelächter und die Blässe von Rekonvaleszenten fiel; dann klingelte ich ganz hinten im Hospital an einer Tür mit Gardinen. Man öffnete und ich befand mich in einem Sprechzimmer, wo zwischen zwei Fenstern auf einer Art Altar eine Gipsjungfrau stand; an den Wänden des kahlen und kalten Raums hingen, ich weiß nicht warum, zwei gerahmte Ansichten des Vesuvs; die ärmlichen Gouache-Bildchen schienen zu frösteln und sich heimatlos zu fühlen. Durch eine hinter mir offenstehende Tür drang das Geschnatter von Nonnen und von Kindern herein, Freudenschreie, Gelächter, allerart frische Klänge und beflügelte Töne, das Gezwitscher einer Voliere, in die die Sonne scheint. Eine oder zwei Nonnen in Weiß mit schwarzer Haube kamen an mir vorbei; dann blieb eine vor meinem Stuhl stehen.

Sie war klein, schlecht geraten, mit einem häßlichen, aber gütigen Gesicht. Sie hatte eine arme mißwachsene Nase, ein armes Gnade-Gottes-Gesicht. Es war die Mutter des Sainte-Josephine-Saales, und sie sagte mir, wie Rose gestorben ist; die Schwellung des Bauchs war zurückgegangen, die Kranke hatte kaum noch gelitten und fühlte sich besser, beinahe wohl, ganz erfüllt von Erleichterung und Hoffnung; morgens wurde ihr Bett gemacht, plötzlich erbrach sie Blut, ohne xu merken, daß sie starb, und in wenigen Sekunden war sie hinüber . . . Als ich herauskam, war mir ein schweres Gewicht von der Seele genommen, ich war von dem fürchterlichen Gedanken erlöst, sie habe den Vorgeschmack des Todes, den Schauder und Schrecken seines Näherkommens gefühlt, war fast glücklich über dieses Ende, das die Seele in einem Moment pflückt. - (gon)

Pflücken (2)

 - (maso)

Pflücken (3)

- N. N.

 

Blume Obst Ernte

 

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