ferd, fahles  Vnd da es vierde Siegel auffthet / höret ich die stim des vierden Thiers sagen / Kom vnd sihe zu. Vnd sihe / vnd ich sahe ein falh Pferd / vnd der drauff sass / des Name hies Tod / vnd die Helle folgete ihm nach. Und Jhnen ward macht gegeben zu tödten / das vierde teil auff der erden / mit dem Schwert und Hunger / und mit dem Tod / und durch die Thiere auff Erden.  - Offenbarung des Johannes, nach (lut)

Pferd, fahles (2) Auf einmal stolperte ich über ein paar glitschige Stufen und stand nun gänzlich im Dunkeln. Tiefe Nacht und eisige Kellerluft - oben hörte ich irgendwo eine Tür zufallen! Gottlob - ich hatte ein paar Wachsstreichhölzer bei mir. - Da vernahm ich mit einem Male von weit, weit her ein Geräusch. Es klang wie entferntes Hämmern, wurde aber mit unheimlicher Schnelligkeit immer deutlicher. Beim Schein eines Streichholzes sah ich, daß ich mich in einem Gang befand. Mich packte tödliche Angst. »Fort von hier - nur fort von hier!« war mein einziger Gedanke. Ich ranne und stieß manches Mal mit dem Schädel an die triefenden Wände. Hinter mir jedoch schwoll das Tosen - ein furchtbares taktmäßiges Dröhnen wie ein Galopp. Meine Lichtchen wurden immer weniger, die feuchte Luft ließ keine Flamme aufkommen. der Schall kam näher, ich wurde augenscheinlich verfolgt. Jetzt konnte ich deutlich ein Ächzen und Blasen unterscheiden. das schnitt mir derartig ins Mark, daß ich glaubte, wahnsinnig zu werden. Wie gepeitscht stürzte ich weiter, doch da verließ mich die Kraft, und der Ohnmacht nahe fiel ich auf die Knie. Hilflos hielt ich meine Hände der anstürmenden Gefahr entgegen, auf dem Boden flackerten meine letzten Streichhölzer. Da tobte es auch schon heran - ein kalter Wind erfasste mich- ich erblickte ein weißes, abgemagertes Pferd, obwohl ich es nur unscharf sah, bemerkte ich doch seinen entsetzlichen Zustand. Die große Mähre war fast verhungert und schleuderte mit verzweifelter Kraft ihre riesigen Hufe.

Den knochigen Schädel weit vorgestreckt, die Ohren rückwärts angelegt, so jagte das Tier an mir vorüber. Sein trübes, glanzloses Auge traf mich - es war blind. Ich hörte das Knirschen seiner Zähne, und als ich ihm aufschaudernd nachblickte, sah ich sein zerschundenes blutiges Hinterteil glänzen. Der rasende Galopp dieses lebenden Skeletts kannte kein Einhalten. - Alfred Kubin, Die Andere Seite. München 1975 (zuerst 1909)

Pferd, fahles (3)

Dürer, Sensenmann

- Dürer, nach: Colin Eisler, Dürers Arche Noah. Tiere und Fabelwesen im Werk von Albrecht Dürer. München 1996 (zuerst 1991) 

 Pferd, fahles (4)  Eine dürre Rippenwalze von Leib, über ihr die Reihe der Hals- und Rückenstacheln, vorn und hinten das fleischlose Geklüft von grausam geschundenen Schulter- und Hüftknochen und an ihnen pendelnd vier steife Überlängen von Beinen mit starren Gelenken und endend in klumpigen Hufen - dazu die Halslinie tief ausgehöhlt, zum Kopf dieses Pferdejammerbildes mehr hängend als tragend, gezogen in seinen Abfall vom Widerrist dahin, wo ehemals ein Nacken sich wölbte - das ganze Elend von verschabtem Fell nur dürftig verdeckt, dieses zum Richtplatz stolpernde Gerüst eines bis zur Unbrauchbarkeit ausgedienten, somit schlachtreifen Pferdegespenstes, immer noch Roß geheißen, immer noch, mit vier gewetzten Hufeisen die Spur längst vergangener Rüstigkeit in die Erde stempelnd, folgte am Halfter der leitenden Hand des Pferdeschlächters Witthöft, genannt Viktor. Und trug sein ganzes Elend gerade auf den Scheitel der gebogenen Zugbrücke über den Wasserlauf des Orts, als Wau auf tief laufendem Deichpfad von einem Gang über Wiesenbreiten stadtwärts geschlendert kam. Es war ein Pferd von mächtigem Bau auf langen Beinen gewesen, aber nun, fast völlig im Fleische abgeschunden, stand sein hartes Gerüst auf der Höhe der Zugbrücke übergroß in seiner krassen Magerkeit gegen den Himmel und zerschnitt mit zwei Beinpaaren wie mit Scheren den Himmel wie einen Papierbogen in Fetzen, während sein Kopf am Stiel des langen Halses gleich einem Beil bei jedem Auf- und Zuklappen der langen Scherenschenkel auf die Welt unter ihm niederhackte. Oben verhielt sich dieses Monument der Schaurigkeit seines letzten Ganges, als wünsche der Zulasser und Zurichter dieser Ordnung diese seine Höchstleistung zu erhalten als dienlich in starrender Groteskheit zur Lästerung der eigenen Herrlichkeit.  - Ernst Barlach, Der gestohlene Mond, nach: E.B. mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, dargestellt von Catherine Krahmer. Reinbek bei Hamburg 1984 (rm 335)

 Pferd, fahles (5)

Der Tod auf einem ermatteten Pferd

- William Turner, nach: Giuliano Briganti (Hg.) Phantastische Malerei im 19. Jahrhundert. Herrsching 1988

Pferd Apokalypse

 

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