farrer, nackter Sie traten durch den Kreuzgang ein, gingen auf die Wiese und banden den Pfarrer an eine Zypresse, die sich genau in der Mitte derselben erhob, den Rücken gegen den Stamm und die Arme in die Höhe gezogen, so daß er nur mit großer Mühe von anderen losgebunden werden, sich selbst aber überhaupt nicht befreien konnte. Vom Nabel abwärts ließen sie ihn ungefesselt, so daß er Beine und Füße, welch letztere zwei Finger breit von der Erde entfernt waren, nach Belieben bewegen konnte. Darauf band ihm der jüngere Bruder, der gewandt war wie eine Katze, eine lange, besonders starke Schnur an die Hoden, worauf er die Zypresse emporkletterte, bis er am Ende des Stammes zu den Zweigen gelangte, an deren einem er die Schnur befestigte und so straff anspannte, daß der Pfarrer ganz zusammengekrümmt und regungslos verharren mußte, wenn er nicht die unsäglichsten Schmerzen ausstehen wollte. Nachdem er ihn in diese närrische und seltsame Lage versetzt hatte, stieg er wieder herunter und kehrte mit seinem Bruder und dem Freund, nachdem er die Pforte wieder verschlossen hatte, vergnügt und zufrieden nach Hause zurück, um sich schlafen zu legen.
Man kann sich gar nicht vorstellen, geschweige denn schildern, wie groß der
Ärger, das Unbehagen und der Schmerz des Pfarrers waren, als er sich so nackt,
wie ihn Gott geschaffen hatte und auf diese Weise gefesselt sah, zumal wenn
er daran dachte, daß er gleich mit Tagesanbruch von seinen sämtlichen Pfarrkindern
in diesem Zustand gefunden und gesehen werden müsse. Doch als schurkischer und
verschlagener Mensch verfiel er auf eine neuartige Tücke und tröstete sich bei
diesem Gedanken. Nichtsdestoweniger litt er fürchterlich, und nachdem er dort
an drei Stunden mit unbeschreiblicher Pein gefesselt gehangen hatte und sich
nicht mehr auf den Knien und in der zusammengezogenen Stellung halten konnte,
sah er sich genötigt, sich zu strecken und mit den Füßen auf der Erde Stütze
zu suchen. Infolgedessen wurde ihm der Hodensack straff gezogen und verlängerte
sich um eine gute Spanne, wodurch ihm die Testikel dermaßen zusammengepreßt
wurden, daß er infolge der unerträglichen Schmerzen ohnmächtig ward und ungefähr
eine Stunde lang besinnungslos dahing. Dann jedoch kam er ohne frisches Wasser,
Rosenessig oder Malvasier und ohne daß man ihn frottiert hätte, wieder zu sich,
und als er zur Besinnung gekommen war, bejammerte und beweinte er sein Geschick
über alle Maßen. Und da der Tag zu nahen begann, fing ihn dermaßen an zu frieren,
daß ihm die Zähne so stark aufeinander schlugen, daß sie ihm noch lange danach
weh taten. - Antonfrancesco Grazzini, Feuer auf dem Arno. Berlin 1988 (zuerst ca. 1550)
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