ersonalbüro
Ich telefoniere auf zwei Apparaten gleichzeitig. Der Klappenschrank summt. Hymle
spitzt zwischen zwei Anrufen seine Stifte. McGovern, der Pförtner, steht neben
mir, um mich vor einem Bewerber zu warnen, vermutlich einem Schwindler, der
sich unter falschem Namen wieder einzu-schleichen versucht. Hinter mir stehen
die Kartei und die Folianten mit dem Namen jedes Bewerbers, der jemals durch
die Mühle gegangen ist. Die schlechten sind mit roter Tinte vermerkt; manche
haben hinter ihrem Namen sechs Decknamen. Im Zimmer wimmelt es wie in einem
Bienenstock. Der ganze Raum stinkt nach Schweiß, schmutzigen Füßen, alten Dienstuniformen,
Kampfer, Lysol und schlechtem Atem. Die Hälfte der Bewerber wird man abweisen
müssen - nicht well wir sie nicht brauchten, sondern well sie selbst unter den
schlimmsten Umständen nicht zu brauchen sind. Der Mann, der mit gichtigen Händen
und triefenden Augen vor meinem Schreibtisch steht, war früher Bürgermeister
von New York. Er ist jetzt siebzig und wäre für alles dankbar. Er hat prächtige
Empfehlungsschreiben, aber wir können niemanden nehmen, der über fünfundvierzig
ist. Für New York ist fünfundvierzig die Höchstgrenze. Das Telefon läutet, und
es meldet sich ein geschmeidiger Sekretär vom Christlichen Verein Junger Männer.
Könnte ich nicht eine Ausnahme mit einem Jungen machen, der gerade in sein Büro
gekommen ist, einem Jungen, der ein Jahr oder so in der Besserungsanstalt war.
Was hat er angestellt? Er hat versucht, seine Schwester zu vergewaltigen. Natürlich
ein Italiener. O'Mara, mein Stellvertreter, unterwirft einen Bewerber dem dritten
Grad. Er hat ihn im Verdacht, Epileptiker zu sein. Schließlich gelingt ihm die
Überführung, und der Junge bekommt mitten im Büro prompt einen Anfall. Eine
der Frauen fällt in Ohnmacht. Eine gutaussehende junge Frau mit einem hübsdien
Pelz um den Hals versucht, mich dazu zu überreden, sie einzustellen. Sie ist
eine ausgemachte Nutte, und ich weiß, wenn ich sie einstelle, ist der Teufel
los. - (wendek)
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