erson,
hilfreiche
In der Vorstadt Saint Germain wohnte ein altes Weib, la Voisin geheißen, die sich mit Wahrsagen und Geisterbeschwören
abgab, und mit Hülfe ihrer Spießgesellen, le Sage und le Vigoureux, auch selbst
Personen, die eben nicht schwach und leichtgläubig zu nennen, in Furcht und
Erstaunen zu setzen wußte. Aber sie tat mehr als dieses. Exilis Schülerin wie
la Croix, bereitete sie wie dieser, das feine, spurlose Gift, und half auf diese
Weise ruchlosen Söhnen zur frühen Erbschaft, entarteten Weibern zum andern jüngern
Gemahl. Desgrais drang in ihr Geheimnis ein, sie gestand alles, die Chambre
ardente verurteilte sie zum Feuertode, den sie auf dem Grèveplatz erlitt.
Man fand bei ihr eine Liste aller Personen, die sich ihrer Hülfe bedient hatten;
und so kam es, daß nicht allein Hinrichtung auf Hinrichtung folgte, sondern
auch schwerer Verdacht selbst auf Personen von hohem Ansehen lastete. So glaubte
man, daß der Kardinal Bonzy bei der la Voisin das Mittel gefunden, alle Personen,
denen er als Erzbischof von Narbonne Pensionen bezahlen mußte, in kurzer Zeit
hinsterben zu lassen. So wurden die Herzogin von Bouillon, die Gräfin von Soissons,
deren Namen man auf der Liste gefunden, der Verbindung mit dem teuflischen Weibe
angeklagt, und selbst François Henri de Montmonrenci, Boudebelle, Herzog von
Luxemburg, Pair und Marschall des Reichs, blieb nicht verschont. Auch ihn verfolgte
die furchtbare Cbambre ardente. Er stellte sich selbst zum Gefängnis
in der Bastille, wo ihn Louvois und la Regnies Haß in ein sechs Fuß langes Loch
einsperren ließ. Monate vergingen, ehe es sich vollkommen ausmittelte, daß des
Herzogs Verbrechen keine Rüge verdienen konnte. Er hatte sich einmal von le
Sage das Horoskop stellen lassen. - E. Th. A. Hoffmann, Das Fräulein von Scuderi (zuerst
ca. 1819)
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