Pentagramm  Ich habe einige dieser Chalzedon-Platten schneiden und polieren lassen, und zwar auf der Ebene, wo die unterste Schicht zutage tritt. Die der Oberfläche nächstgelegene zeichnet jedesmal den äußeren Kreis nach, der blauer ist als die ihn umgebenden Quarzkristalle, blauer auch als die Krone, die von dem sichtlich erweiterten Streifen, der auf ihn folgt, gebildet wird. Dieser Streifen nimmt eine Fläche ein, die die vorhergehende Lage so sehr zurückdrängt, daß sie bisweilen auf ein schmales Band reduziert wird. Auf diesem breiteren Gestade ringen ein bereits durchscheinendes Blau und ein noch undurchsichtiges Weiß in sublimem Wettkampf von Abtönungen und Grau in Grau um die Vorherrschaft. Im Mittelpunkt dringt die schwarze, vollkommen kreisrunde Pupille der unteren Steinschicht durch. Man könnte sie für Augen wie auf Schmetterlingsflügeln, für Stümpfe, für gequetschte Brustwarzen halten, die eine geheimnisvolle Chirurgie genau in dem Augenblick unversehrt gelassen, ja sogar unverweslich gemacht hätte, in dem eine Zauberklinge, eine mehr als blutstillende, sie amputierte: Erbin der Medusa, die im Vorüber-gehn alles Fleisch wegschneidet und zu Stein verwandelt. Der so behandelte Achat erinnert an eines jener Ungeheuer von Wächtern aus der Mythologie, an die mit Augen bedeckte Epidermis, an orientalische Gottheiten mit mehreren Etagen von Brüsten oder an einen menschlichen Rumpf, der soeben seiner Gliedmaßen beraubt wurde. Er weckt eher die Vorstellung eines Ektoplasmas, das einer anderen Welt angehört, einer wundersamen, feurigen, unverweslichen Substanz. Das mineralische Gespenst stellt unerfindliche, konzentrische Zielscheiben von verhaltenem, tückischem und lichtgierigem Schimmer auf, der das Licht verschluckt, statt es zurückzuwerfen. Die kreisförmigen Flecke markieren auf dem Körper des Eindringlings die fesselnden Punkte eines in die Länge gezogenen Pentagramms. Unerschütterlich und stumm, erwecken sie den Anschein von beunruhigenden Beobachtungs- oder Zeugungsorganen. Unter den abgefeilten Erhebungen zeigen eine Art von Schluchten undeutlich die Achselhöhle oder die Leistenfalte eines unbeweglichen Schenkels an. Der umfänglichste Kreis befindet sich oben, auf der Mittelachse der Erscheinung, genau an der Stelle, wo das Gesicht fehlt. An ein solches würde er allerdings nur entfernt erinnern, so leer, flach, geometrisch und wie mit dem Zirkel gezogen ist er. Doch zumindest vermittelt er die Tyrannei des Gesichts; daß wir mit ihm geschlagen sind. Er bestätigt, daß es kein noch so fernes Universum gibt, das sich nicht, auf welche Weise immer, denselben Grundfiguren, denselben elementaren Symmetrien bequemen muß. - (cail)

Pentagramm (2)   Das Pentagramm erscheint uns in zwei Formen, repräsentiert aber immer die vollständigste Ausdehnung der menschlichen Psyche - vor allem der männlichen Psyche. Das Pentagramm mit einem nach oben gerichteten Horn wird, das ist ganz natürlich, mit dem Weg der Rechten Hand in Verbindung gebracht; und das zweifach gehörnte Pentagramm mit dem Weg der linken Hand. (Die Tempelritter zeichneten den Kopf des Baphomet, der ziegenköpfigen Gottheit, die ihr Äquivalent für Pan oder den Teufel war, so in das linkshändige Pentagramm, daß jedes «Horn» sich mit einem von Baphomets Hörnern deckt.) Es bleibt zu beachten, daß das traditionell düstere Pentagramm der Linken Hand ein internes Pentagon mit einer nach oben gerichteten Spitze enthält, während das Pentagramm der Rechten Hand ein Pentagon mit einer nach unten gerichteten Spitze enthält; damit wird das Gesetz der Gegensätze anschaulich illustriert. Das Pentagon im Heiligen Chao ist in seiner Senkrechten gekippt, so daß man nicht sagen kann, es habe eine Spitze direkt nach oben oder direkt nach unten gerichtet - man könnte höchstens sagen, es hätte 1½ Spitzen nach oben und 1½ Spitzen nach unten gerichtet - womit es die Aussöhnung der Gegensätze illustriert.

Alles was man gegen die Methode des Pentagramms der Linken Hand ohne Vorurteil sagen kann, ist, daß diese Form des Sakraments in gewissem Sinne immer destruktiv für den Heiligen Geist wirkt. Man sollte sich jedoch auch daran erinnern, daß die Methode des Pentagramms der Rechten Hand in den meisten Fällen ebenfalls destruktiv ist, vor allem bei jenen Praktikern, die in Kapitel 14 von Joyces Ulysses so rundherum verdammt wurden - und diese Gruppe bildet heutigentags gewiß die Mehrheit. Angesichts der ökologischen Krise könnte es unter Umständen klug sein, die Methode der Linken Hand zu unterstützen und der Methode der Rechten Hand gleichzeitig die Unterstützung zu entziehen, um die Heiligen Zahlen auszubalancieren.

Nur sehr wenige Leser des Buches «Der Goldene Zweig» haben Sir Prof. Dr. Frazers Vorhang aus Euphemismus beiseite gestoßen und die exakte, von Isis angewandte Methode, Osiris wieder ins Leben zurückzurufen, zutage gefördert, obwohl sie in noch vorhandenen ägyptischen Fresken klar zu sehen ist. Diejenigen, die mit dieser sehr simplen Methode des «Die-Toten-Wiederauferstehen-Lassens» vertraut sind (was in allen Fällen mindestens teilweise erfolgreich ist und in den meisten Fällen rundum erfolgreich), werden keine besonderen Schwierigkeiten haben, die esoterischen Ideen des Heiligen Chao - oder des taoistischen Yin-Yang oder des astrologischen Zeichens für Krebs - kristallzusehen. Diese Methode kehrt die des Pentagramms, rechts oder links, fast vollständig um und man kann sagen, daß es in gewissem Sinne nicht Osiris selbst, sondern, symbolisch verstanden, dessen Bruder Set war, der den Gegenstand Isis' magischer Handlungen bildete. In jedem Fall hat ausnahmslos jedes magische oder mystische Symbol immer einen Bezug auf eine der wenigen Variationen derselben, sehr speziellen Spielart von Menschenopfern: das "eine sich öffnende Auge» oder die «eine klatschende Hand»; und dieses Menschenopfer kann nicht teilweise sein - es muß im Tod seinen Höhepunkt haben, wenn es wirksam sein soll.  - (ill3)

 

Form Fünf Magie

 

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