arkallee
Obgleich ich nicht glaube, seinen Einflüsterungen zu gehorchen oder vielmehr
zu versuchen, ihn zu einem endlosen Aufschub zu bewegen, mit ihm zu feilschen,
ihn schlauerweise mißzuverstehen, wenn auch ohne Freude; obgleich ich also keiner
spezifischen Art des Todes schmeichle, als sei sie speziell mir zugedacht, verfolge
ich doch einen bestimmten Weg, einen Korridor, eine Parkallee, in der alle diese
Formen als Schmuck, Zeitzeichen und Meilensteine angebracht sind: Erhängte,
Erwürgte, in verschiedener Weise langsam oder rasch auf grausame Art Vergiftete,
denen das Leid aufs gläserne oder verzerrte arme Gesicht gemalt ist; Totenschädel,
die von einem nicht immer exakten Feuer durchbohrt sind, so zerschmettert, daß
der Blick nach oben zu einem hypothetischen Fenster, zu einer Brücke, einem
Turm gelenkt ist; ein angedeutetes Rad zerteilt einen nunmehr geschlechts- und
geschichtslosen Körper in zwei Hälften; ein Wirrwarr von Gliedern, verzehrt
von einem freiwilligen Feuer, das gleichzeitig an den obersten Himmel und die
unterste Hölle gemahnt. Ich schreite durch verschiedentlich von Selbstmord gefärbte
Tage, die manchmal voll sind zum Überfließen, sodaß ein Totenschaum hervorrinnt
und tropft; manchmal ist es nur ein eleganter und bitterer Duft. - Giorgio Manganelli, Einige
Hypothesen über meine früheren Inkarnationen.
In: G. M., An künftige Götter. Berlin 1987
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