Park, nächtlicher   Die Nacht senkt sich und die Parks erwachen. Wie ein Mensch, der, im Zug einduselnd, sich hin und her wiegt, während seine Hand herunterbaumelt und dieser ganze Körper, der die Geschwindigkeit des Waggons vergißt, schon bald in der Reglosigkeit des Traums versinkt, so gerät die städtische Moral unter den Bäumen plötzlich ins Schwanken. Eine Art Mattigkeit mit dem Ausdruck und dem Reiz des Unerforschlichen geht über die kleinen ländlichen Brücken, von denen mehrere gar nicht aus echtem Holz sind. Dann glauben die Leute, dem Vergnügen nachzugehen. In dem hügeligen Gelände, wo alles sie reizt, sind sie die Spielbälle der Nacht, sind sie die Matrosen dieser zerfetzten Beseglung, und da schon erleidet ihr Ich ein ganz klein bißchen Schiffhruch. Das große Geschrei der Einbildungskraft läßt sie die Stille vergessen. Auf den Lustgewässern, am nackten Knöchel der Kaskaden, sieht man den Schwan Et cetera dahinziehen. Hier beginnt eine Region der Verfinsterung. O dieses Geräusch von fallenden Ketten beim ersten Schritt in das dunkle Herz des Parks!    - (ara)

Park, nächtlicher (2)  Der Mond schien jetzt heller. Die Zahl der Dinge und Schatten im Park schien sich zu vervielfachen: warmes Weiß, warmes Schwarz.

Und eine Bande von Halbstarken zog singend an.

»Schaut mal zum Mond«, rief einer von ihnen.

Ein gebrauchtes Präservativ kam den Fluß heruntergeschwommen. Ein Mädchen mit der Figur eines Müllkutschers, das einen vergammelten Büstenhalter hinter sich herzog, fischte kopfüber nach dem Gummiding.

Irgendwo anders schlug eine Uhr sieben. »Es ist Donnerstag«, sagte die Stimme eines alten Mannes halb aus dem Schlaf. Es war Samstag.

Und über dem nächtlichen Park, kalt und fast menschenleer, lag eine seltsame Stimmung: als wäre er voller Menschen, als wäre es warm, Mittag. Der Fluß machte ein seltsames, halb knackendes, halb läutendes Geräusch: Wie das Glas eines Kronleuchters in einem winterlichen Salon, wenn alle Wärme plötzlich und für immer verflogen ist. Der Mond strahlte, unsagbar hell.

»Wie ruhig«, sagte Stencil.

»Ruhig. Es ist wie in einem Vorortzug um fünf Uhr abends.«

»Nein. Hier geschieht überhaupt nichts.«

»Welches Jahr haben wir?«

»1913«, sagte Stencil.

»Warum nicht«, sagte Profane.  - (v)

Park, nächtlicher (3)  
 

Park Nacht

 

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