Parentalerotik  Der 'brillante' Prolog zu meiner Erzählung bezieht sich auf die Funktion des Mastdarms. Die Funktion des Mastdarms, sage ich, für das ganze Leben des Menschen, in seiner Totalität gesehen. Wie ihr wohl wißt und wie ich es hier feierlich wiederholen will:

"Der Mastdarm lehrt die Blase die Konservierung, und die Blase lehrt ihrerseits den Mastdarm die Großzügigkeit."

Prägt euch diese Worte gut ins Gedächtnis ein und verwendet sie möglicherweise sogar als Motto für eure eigene Geschichte, sofern euch das bißchen Zivilcourage, das dazu nötig ist, nicht abgeht.

Es gibt also keine Urethralerotik, die nicht anal gefärbt wäre, und keine Analerotik, die nicht urethral gefärbt wäre. Was für die Entwicklung des Charakters von grundlegender Bedeutung ist. Gleichzeitig jedoch muß angemerkt werden, daß 'Mastdarm' (oder Arsch) und 'Blase' (oder Eier) Einrichtungen von später Herausbildung und Bestimmung sind. Die heuristische Hypothese lautet, daß die Übertragung der Hauptrolle beim Geschlechtsakt an sie sich nicht nur beim Koitus bestätigt, sondern während des ganzen Lebens (des einzelnen wie der Spezies). Nachdem diese Zuordnung vorgenommen wurde, finden wir uns - um es kurz zu machen — mit der doppelten Versuchung konfrontiert, sowohl den Penis als auch den Darminhalt aus uns auszustoßen; die, in krankhaft gesteigerter Sicht, durch ihre gemeinsame Identifizierung mit dem Kleinkind miteinander identifiziert worden sind. Unser Schwanz ist das Kind-Ich, die Scheiße ist es aber auch. Außerdem will ich abschließend an das Phänomen der Parentalsexualität erinnern: das heißt, die bei der Entbindung entstehende Lust. Eine Lust, die der Mann der Frau neidet und die er sich nachahmend dadurch zu verschaffen versucht, daß er kackt (vermittels eines krankhaft übersteigerten Zeremoniells, indem er es entweder zurückhält - Verstopfung -oder exzessiv entleert - Durchfall). Dies alles stellt die Voraussetzung für meine Geschichte dar. Allerdings braucht ihr nicht unbedingt etwas darauf zu geben, sowenig wie auf hypnotisches Geschwätz. Kurz, um euch zu verzaubern, habe ich <...> und meinen Schwanz aufgestellt. Und jetzt dringe ich in euch ein.    - Pier Paolo Pasolini, Petrolio. Berlin 1994

 

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