Paradiesvogel  Während ich auf die Eier warte, gehe ich um den Hühnerstall herum, und als ich die Tauben sehe, probiere ich mit meiner Stimme zu gurren, so wie sie es machen. Dann ging ich durch den Gemüsegarten hinter dem Haus und gurrte immer weiter: Da erschien in einem Fenster eine gnädige Dame, die mich anschaute. Sie trug ihr rotes Haar zu einem wunderschönen wallenden Hahnenkamm hochfrisiert. Und es konnte auch die Kellnerin aus der Kneipe sein, aber mir war, als sähe ich sie zum erstenmal, weil sie sich mit dem wallenden Kamm, dem Hals und der Brust auf eine Art aus dem Fenster lehnte, daß es mir merkwürdig vorkam. Aus dem Augenwinkel hatte ich von meinem Standplatz aus den Eindruck, als stünde sie aufrecht auf ihren Armen wie auf Hühnerfüßen auf dem Fensterbrett; und als käme nach der Brust nichts mehr, wo im allgemeinen noch etwas kommt.

Und wohl, weil ich verwirrt war, zertrat ich die Petersilie und den Salat, und wegen einer Art Erregung, die mich erfaßt hatte, fing ich wieder an zu gurren. Und ich merkte, daß sie eine Bewegung machte und beinahe lächelte, so meine ich. Und da ich in der Ferne eine Nachtigall schlagen hörte, fing auch ich an zu pfeifen und mit einer artigen Kunst ihre Kantilenen nachzuahmen. Und sie verstand sichtlich, daß ihr diese kleine Arie galt; denn sie schaute mich mit ihrem runden Auge lange an und lachte mit ihrem ganzen Mund.

Und von dem Moment an war ich verzaubert, und das hing nicht von mir ab, denn offenbar war ich dazu veranlagt. Sie blieb kerzengerade stehen, mit ihrem roten Schweif auf dem Kopf:

›Ist die schön!‹, sagte ich bei mir. ›Das ist gewiß der Paradiesvogel!‹   - (mond)

 

Paradies Vögel

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme