alme
bringen, Auf die Die Sonne war verschwunden; bleifarbenes Zwielicht
setzte ein. Ein paar waagrecht heranpfeifende Regentropfen trafen ihn. Er empfand
ihren Anprall wie Bleikugeln. Salziger Gischt schlug ihm ins Gesicht,
als erhielte er eine Ohrfeige mit der flachen Hand. Seine Wangen brannten, und
unwillkürlich füllten Tränen des Schmerzes seine gepeinigten Augen. Mehrere
hundert Eingeborene waren in die Bäume geflohen, und fast hätten ihn die in
den Baumkronen hängenden Menschentrauben zum Lachen gereizt. Dann bog er sich
als geborener Tahitianer in der Hüfte zu einem scharfen Winkel ab, umklammerte
den Baumstamm mit beiden Händen, preßte die Fußsohlen gegen die Rinde und begann,
am Baum hinaufzugehen. Oben fand er zwei Frauen, zwei Kinder und einen Mann.
Eines der kleinen Mädchen umschlang mit seinen Armen eine Hauskatze.
Von seinem neuen Ausguck aus winkte Raoul Kapitän Lynch zu, und der wackere alte Seebär winkte grüßend zurück. Ein Blick nach dem Himrnel versetzte Raoul in Schrecken. Er schien sich genähert zu haben und unmittelbar über seinem Kopf zu hängen; sein Bleigrau hatte sich zu Schwarz gewandelt. Ein Blick nach unten zeigte Raoul, daß sich viele Leute immer noch dort befanden; sie umklammerten gruppenweise den Fuß der Palmen. Einige Gruppen beteten; ein Mormonenmissionar hielt eine Trostpredigt. Bei einem der Bäume bemerkte er eine größere Ansammlung sich gegenseitig umschlingender Menschen; aus den Gesichts- und Mundbewegungen konnte er schließen, daß sie eine Hymne sangen, wenn auch kein Ton bis zu ihm drang.
Der Wind nahm zu. Bewußt konnte Raoul das nicht feststellen, denn der Sturm
überstieg längst seine Erfahrung. Aber er wußte trotzdem, daß der Orkan
an Stärke zunahm. Unweit von ihm verlor ein Baum den Halt und stürzte mitsamt
seiner menschlichen Last. Einen Augenblick später überspülte eine See den schmalen
Landstreifen, und sie wurden fortgeschwemmt. Die Ereignisse überstürzten sich.
Eine braune Schulter und ein schwarzer Kopf hoben sich gegen das schäumende
Weiß der Lagune ab und waren im nächsten Moment verschwunden. Andere Bäume wurden
entwurzelt und fielen wie Streichhölzer kreuz und quer übereinander. Sein eigener
Baum schwankte unheilvoll. - Jack London, Das Haus Mapuhis. In: J. L.,
Die konzentrischen Tode. Stuttgart 1983 (Die Bibliothek von Babel, Bd.
14, Hg. Jorge Luis Borges)
![]() |
||
![]() |
![]() |
|
![]() |
||
|
||
![]() ![]() |
![]() ![]() |