aar, paradoxes Wenn sie mit Moravagine allein war, wurde sie ein vollkommen anderer Mensch. Sie war dann ordinär, rührselig, sinnlich, geil, und Moravagine quälte sie sehr.
Mascha und Moravagine waren ein paradoxes Paar. Sie kräftig und wohlbeleibt,
unternehmungslustig, mit männlichen Allüren, ein derbes Mannweib, wäre nicht
die geschwungene Halslinie gewesen, der kleine Vogelkopf, die starren Augen,
die Blässe, der unheimliche, lappige Vampirmund; dagegen er klein und schmächtig,
krummbeinig, früh gealtert, mit verknöchertem Gesicht, unscheinbar, zimperlich
und nur manchmal unvermutet laut auflachend, geschüttelt von einem dämonischen
Gelächter. Ich sah wohl ein, daß Mascha einem verirrten mütterlichen Instinkt
folgte, der sie dazu verleitet hatte, diesen erbärmlichen Wicht an Kindes Statt
anzunehmen, ihn zu pflegen, zu verhätscheln, in ihre Arme zu schließen und mit
aller Kraft an ihre Brust zu drücken. Aber ich konnte nicht begreifen, warum
Moravagine sich das gefallen ließ, er, der alles Weibliche immer gehaßt hatte,
und ebensowenig konnte ich mir erklären, warum er plötzlich revoltierte, aufsprang,
sie beschimpfte, demütigte und verhöhnte und oft sogar schlug. Ich glaubte,
er handelte einfach aus Grausamkeit, und erst viel später, als Mascha ein Kind
haben wollte, wurde mir klar, daß Liebe eine schwere Vergiftung ist, ein Laster,
das man mit einem anderen Menschen teilen will, und daß, wenn einer der Partner
verliebt ist, der andere oft nur Komplice ist, oder Opfer. - (
mora
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