wl-droppings Dricarpe war ehemaliger Weinhändlergehilfe - hm? sagte
der Stabsarzt. Er brüstete sich damit, nur ein einziges Mal verhaftet worden
zu sein, wegen betrügerischen Wettbewerbs, der darin bestand, daß er sensationelle
Meldungen von Zeitungen, die es gar nicht gab, ausgerufen hatte; und daß ihn
am Sonntag ein Vetter besuchen würde, der früher einmal Perückenmacher beim
Stamm der Glatzkopfindianer gewesen sei. Seine Gebärden waren vor der Brust
verschränkt wie bei einem Kartenbuben, und sein Gesicht hatte die Form eines
Herzens; der Atem heiß und stinkend, die Augen stets geschlossen, wobei die
Wimpern nahtlos in den Flaum seiner blonden Wangen übergingen. Hände eines Blinden
oder Modelleurs, Finger eines Verwachsenen oder eines Beutelschneiders. Mit
den klappernden Spitalpantinen lief er umher wie die Waldkäuzchen oder die nächtlichen
Zuhälter. Er legte große Frömmigkeit an den Tag, um gut angesehen zu sein bei
der Schwester, und machte morgens die Betten aller Kranken, damit er mehr zu
essen kriegte; ganz im Widerspruch hierzu schnauzte er dieselben an und schreckte
sie mit plötzlichen Wutausbrüchen. Rauchte wie ein Irrsinniger, als wollte er
sich den Kehlkopf aufraspeln; spuckte ohnehin Blut und scheußliche Schleimabsonderungen,
denen Carlyle eine genaue Bezeichnung gegeben hat, wenn er die Kotbatzen der
weichen Vögel, denen Dricarpe glich, owl-droppings nennt. - Alfred Jarry, Tage und Nächte. Roman eines Deserteurs.
Frankfurt am Main 1998 (zuerst 1897)
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