rakel, weibliches »Ihr müßt ihr euch einen Stummen wählen, der taub von Natur ist, daß seine Zeichen und Gestus auch echt prophetisch und nicht verstellt, studiert noch erheuchelt sind. Bleibt nur die Frag, ob ihr dies Los bei einem Mann oder Weib wollt nehmen.«
»Ich nähms wohl gern«, versetzt' Panurg, »bei einem Weib; nur furcht ich mich vor zweierlei: fürs erst, ein Weib mag sehn was es will, es bild sich ein, es denkt, es wähnt in seinem Sinn, daß es die Introduction des heiligen Ithyphalli fürstell. Was man in ihrem Beisein auch immer für Zeichen, Wink und Gebärden mach, das ziehn und deuten sie alls und jedes auf den Passus der Rammelei: da wären wir also schlecht beraten; denn ein Weib hielt all unsre Zeichen für venerische. Denkt an das, was sich 260 Jahr nach Roms Erbauung daselbst begab. Ein junger römischer Cavalier begegnet' auf dem Cölier Berg einer lateinischen, taub und stumm geborenen Dam, mit Namen Verona; und frug sie mit allerlei welschen Gebärden, weil er von ihrer Taubheit nichts wußt, wie viel es an der Tarpejischen Turn-Uhr geschlagen hab. Da sie nun nicht verstund was er ihr sagt', dacht sie, es war, was sie im Sinn hätt und junge Leut gemeinlich von Weibern begehren. Lockt' ihn also mit Zeichen (die in der Lieb ungleich beredtsamer, eindringlicher und bündiger, denn alle Wort sind) beiseit in ihr Haus, bedeutet' ihn, daß ihr das Spiel behagt': küre, ohn ein Sterbenswörtlein sterlenzten sie, daß die Federn stoben.
Fürs zweit: sie würden auf unsre Fragen uns gar kein Bescheid noch Antwort
geben, sondern gleich auf den Rücken fallen, zu tätlicher Bekräftigung unsres
stummen Begehrens. Oder, wenn sie auf unsre Fragen ja uns Zeichen und Gestus
zur Antwort gäben, würden sie so possierlich und toll sein, daß wir ihre venerische
Absicht selbst darin sähen. Ihr wißt noch wohl, wie einst zu Brignoles die Nonn
Dickarß von dem jungen Nollenbruder Stechzu beschwängert
worden war. Die Äbtissin, als ihre Schwangerschaft auskam, ließ sie vor das
Kapitel citieren und beschuldigt' sie des Incests. Sie excusiert' sich, daß
sie nicht darein gewilligt, sondern durch Notzwang des Bruders Stechzu gewältiget
worden. Darauf erwidert' die Äbtissin: ›O du abscheulichs Frauenzimmer! es war
im Dormenter, was schrieest du nicht Gewalt? so wären wir dir all zu Hülf gelaufen‹.
Antwort: sie hätt sich nicht im Dormenter zu schrein getraut, weil im Dormenter
ewiges Schweigen herrschen müßt. - ›Aber‹, sprach die Äbtissin, ›warum, o du
Abscheuliche! gabst du nicht deinen Stubennachbarn ein Zeichen?‹ - Antwort Dickarß:
›Ei, ich gab ihnen Zeichen mit dem Hintern, soviel ich könnt, aber kein Seel
kam mir zu Hülf.‹ - ›Aber, o Abschaum !‹ sprach die Äbtissin, ›was kamst du
nicht auf der Stell zu mir und verklagtest ihn, wie sich gebühret? Also hätt
ich, wenn mirs passiert war, zu Erweis meiner Unschuld getan.‹ - ›Weil ich‹,
antwortet Dickarß, ›aus Furcht in Sünd und Verdammnis zu bleiben, wenn mich
ein schneller Tod ereilt hätt, ihm beichtet, und er zur Buß mir auflegt', es
keinem zu sagen noch mitzuteilen. Ein allzu schauderhaft Vergehn war es gewesen,
die Beicht zu verraten, allzu abscheulich vor Gott und Engeln. Das Feuer des
Himmels hätt derhalb leicht das ganze Kloster verschlingen können und wären
mit Datan und Abiran all miteinander zur Höll gefahren‹. « - (
rab
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