peration
Es fing damit an, daß ein Skalpell quer durch den Raum flog und beim Patienten
den Einschnitt machte. Dann kam Tetrazzini wie ein Solotänzer hereingewirbelt.
Er operierte mit unvorstellbarer Geschwindigkeit. >Ich lasse ihnen erst gar
keine Zeit zum Sterben !<, pflegte er zu sagen. Tumore brachten ihn besonders
in Rage. >Gottverdammte undisziplinierte Zellen! <, schnaubte er da immer,
und dann ging er den Tumor wie ein Messerstecher an.«
Ein Student springt mit gezücktem Skalpell auf die Operationsfläche herunter und stürzt sich auf den Patienten.
DR. BENWAY: »Ein Espontaneo! Stoppt den Kerl, eh er mir den Patienten verhunzt!«
(Als ‹Espontaneo› bezeichnet man beim Stierkampf einen Zuschauer, der in die Arena springt, eine zusammengerollte Capa entfaltet und versucht, mit dem Stier ein paar Figuren zu machen, ehe man ihn zu fassen bekommt.)
Die Krankenwärter ringen den Espontaneo nieder und werfen ihn schließlich
aus dem Saal. Der Narkose-Arzt nutzt das Durcheinander aus und bricht dem Patienten
eine massive Goldkrone aus dem Mund... - (
lun
)
Operation (2)
Im Sonnenlicht zerreißen Ärzte eine Frau. Hängt tief herab der schlaffe Kopf. Der hohle Mund |
Operation (3)
Operation (4)
Nach der Operation weiß man nicht, wie spät es ist. Die Fenster sind hell, hell
wie sie gestern waren. Oder ist noch immer gestern. Man könnte fragen, kennt
sich aber in den Worten nicht mehr aus, die dazu nötig waren. Gestern oder heute
liegt man an Händen und Füßen gefesselt auf dem Operationstisch. Eine weiße
Leinwand trennt aufgespannt den Tisch m zwei Hälften. Darunter ist gerade noch
Platz, den Körper durchzuschieben, an dessen oberer Hälfte Schwester Erika steht
und ihm ein Bilderbuch, das er längst kennt, vor die Augen hält. An der unteren
stehen die Ärzte. Ihre Köpfe, die man auf der Leinwand erwartet, ragen über
sie hinaus, die Gesichter halb in weißes Tuch vermummt. Jetzt aber entsteht
Bewegung auf der Leinwand durch die unregelmäßigen roten Tupfen, die in schneller
Folge plötzlich auftauchen. Im grünlichen Licht der runden Lampe über dem Tisch
gleißen scharfe stechende Reflexe. Rechts steht Schwester Erikas Freundin und
reicht silberne Gerätschaften, die manchmal von den weiß Vermummten abgelehnt
werden. Dann fallen sie nutzlos wie altes Eisen zurück in den großen Behälter.
Jetzt ist es noch gestern oder heute, und als man sich an die neue Zeit gewöhnt
hat, wird man auf die Füße gestellt und in einem Saal, der viel zu groß ist,
als daß die eine, auf Arlecq gerichtete Lampe ausreichte, vor einer Kommission
interessierter Herren, einige in Weiß, muß man laufen lernen, nackt, auf einem
Podest, im Rampenlicht der Öffentlichkeit. - Fritz Rudolf Fries, Der Weg nach Oobliadooh. Leipzig
1993 (zuerst 1975)
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