Onomastik  Daß aber auch eine Ordnung unter den Teufeln bestehe auch in Bezug auf die äußeren Pflichten in Hinsicht auf die Anfechtungen, das zeigen ihre Namen. Denn mag auch ein und derselbe Name, nämlich Diabolus , vielfach in der Schrift ausgedrückt werden und zwar wegen ihrer verschiedenen Eigenschaften, so wird doch in der Schrift überliefert, daß diesen unsauberen Taten einer vorstehe, wie auch bei bestimmten ändern Lastern. Es ist nämlich der Brauch der Schrift und der Rede, jeden beliebigen unsauberen Geist Diabolus zu nennen, von Dia, d. h. duo (zwei) und bolus, d. h. morsellus (Biß, Tod), weil er zweierlei tötet, nämlich Leib und Seele; und mag es nach der Etymologie griechisch übersetzt werden mit „im Gefängnis eingeschlossen", stimmt das auch zu ihm, denn es wird ihm nicht erlaubt, zu schaden, so viel er möchte. Oder Diabolus gleich Defluens, weil er herabgeflossen oder zusammengestürzt ist, gestaltlich und örtlich. Man nennt ihn auch Daemon , d. h. nach Blut riechend oder blutig, nach Sünden nämlich, nach denen er dürstet und die er begehen läßt durch dreifaches Wissen, wodurch er stark ist, nämlich durch Feinheit seiner Natur, langjährige Erfahrung und Eingebung seitens der guten Geister. Er heißt auch Belial, was verdolmetscht wird mit „.ohne Joch", oder „ohne Herrn", weil er nach Kräften gegen den ankämpft, dem er Untertan sein müßte. Er wird ferner auch Beelzebub genannt, welches übersetzt wird mit „Mann der Fliegen", d. h. der sündigen Seelen, welche ihren wahren Bräutigam Christus verlassen haben. Ebenso heißt er Satanas, d. h. „Gegner". Daher Petr. I, 2: „Euer Gegner, der Teufel geht um" etc. Auch Behemoth, d. h. Bestie, weil er die Menschen bestialisch macht. Der eigentliche Dämon aber der Hurerei und der Fürst jener Unfläterei heißt Asmodeus, was verdolmetscht wird mit „Bringer des Gerichts", weil wegen eines derartigen Lasters ein furchtbares Gericht erging über Sodom und noch vier andere Städte. Der Dämon des Übermutes wird Leviathan genannt, was übersetzt wird mit „Zugabe", weil der Teufel, als er die ersten Eltern versuchte, ihnen im Übermute die Zugabe der Göttlichkeit versprach. Über ihn spricht auch durch Jesaias Mund der Herr: „Ich werde heimsuchen durch Leviathan, die alte, gewundene Schlange." Der Dämon des Geizes und des Reichtums heißt Mammon, von dem auch Christus im Evangelium gesprochen hat: Matthaeus 6: „Ihr könnt nicht Gott dienen etc." - Jakob Sprenger, Heinrich Institoris: Der Hexenhammer. München 1985 (dtv klassik, zuerst 1487)

Onomastik (2)  Désiris! Bei diesem Namen habe ich sofort an eine Frau von aufsehenerregender Schönheit gedacht, Typ Vamp, Filmstar etc. Und was muß ich hier sehen? Eine höchst durchschnittliche, ja häßliche Frau, mit Verlaub. Kurz gesagt, Madame Désiris hat mir denselben üblen Streich gespielt wie Mademoiselle Des Oeillets, eine Hofdame von Louis XIV., die in die Giftmischeraffäre verwickelt war. Die hab ich mir immer aufgrund des blumigen Namens so anbetungswürdig wie die Montespan vorgestellt. Leider wird sie von glaubwürdigen Chronisten als furchtbar häßlich beschrieben. Um das Maß vollzumachen, fügen sie noch hinzu, daß diese Mademoiselle Des Oeillets nicht grade wie eine Rose duftete.   - Léo Malet, Wer einmal auf dem Friedhof liegt ...  Reinbek bei Hamburg 1994 (zuerst 1982)
 

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