(Forficula falsa
Bek.)
Familie: Fasciolidae
Verbreitung: weltweit, vor allem im
Verbreitungsgebiet der Gehörschnecke
Größe: bis zu 4 cm
Länge Farbe: gelblich
Der Falsche Ohrwurm, den man nicht mit den Echten Ohrwürmern (Dermaptera genuina) verwechseln darf, macht seinem Namen sozusagen keine Ehre. »Die alte unsinnige Fabel«, sagt Richard Heymons, »derzufolge die Ohrwürmer mit Vorliebe in das menschliche Ohr kriechen und das Trommelfell zerstören sollen, bedarf keiner Widerlegung.« Auch der Falsche Ohrwurm zeigt sich am menschlichen Ohr gänzlich uninteressiert, was eingehende Versuche deutlich erkennen ließen.
Hingegen weiß man seit einiger Zeit, daß die Forficula falsa es auf Schnecken und hier wiederum besonders auf die Cochlea communis R. abgesehen hat. Ihr kriecht er gerne ins Gehäuse und nistet sich dort ein, nicht ohne auf die Dauer der Schnecke lästig zu werden. Bedarf er doch einiger Nahrung, die er sich beschafft, indem er das Gehäuse annagt, vor allem die Membrana tympani. Im Lauf der Zeit sieht die Schnecke, der selbst nichts geschieht, ihren so kostbaren Schutz völlig durchlöchert und zerfressen. Bei der bekannt empfindsamen Lebensweise der Cochlea bedeutet das einen folgenschweren Zustand: das Tier sieht sich aller Rückzugsmöglichkeit beraubt und platzt schließlich schutzlos bei geringster Gefahr auseinander. Darauf hat der Falsche Ohrwurm nur gewartet. Die aus der Schnecke ausrinnende Flüssigkeit ist ihm eine offenbar langersehnte Wohltat. Er legt seine Eier in das köstliche Naß, und damit hat er für sein Fortleben das Äußerste getan. Die Larven entwickeln sich sehr rasch, und bald können junge Ohrwürmer auf die Suche nach weiteren Gehörschnecken gehen.
Der Falsche Ohrwurm ähnelt in seinem Bau ziemlich stark den Digenea,
lästigen Innenschmarotzern. Wenn von diesen Tieren immer wieder behauptet
wird, sie seien unappetitlich - »die Köchin wirft entrüstet
den Blumenkohl von sich, wenn beim Abputzen und Zergliedern des Kopfes ein
Leucochloridium paradoxum Carus ans Tageslicht kommt«; (Richard
Heymons) -, so kann freilich Gleiches von der Forficula falsa
nicht gesagt werden. Im Gegenteil: Das peinliche Vermeiden aller menschlichen
Nahrung darf dem Falschen Ohrwurm
hoch angerechnet werden, und seine Vorliebe für die Gehörschnecken
mag man als Laune der unerschöpflichen Natur
hinnehmen. - (kv)