Immer noch in unseren Städten Trotz aller Mühe und aller Erfindung Gibt
es haufenweis Unrat. Trotz Schwemmkanalisation und Baupolizei Halten
sich die Ecken, die den Unrat schützen. (Sein Geruch ist schon
schwach Daß er ihn nicht mehr verrät.) Trotz der Bemühungen
der Millionen Geht der Schmutz nicht weg Der aus alter Zeit
stammt. Das ist das eine.
Und das andere ist: Der rätselhafte Ohm. (Nicht zu verwechseln
mit Olm Einem farblosen Tier In den unterirdischen Gewässern
des Karstes.) Nämlich: es wird in unseren Städten Zwischen
guter und schlechter Rasse Keiner von beiden zugehörig Immer
noch gesichtet der Ohm. Viele, die den Ohm noch sahn Haben
den Mond nicht mehr gesehn.
In den Listen wird der Ohm allerdings Nicht mehr geführt.
Seine Existenz ist rätselhaft Aber es findet sich niemand Der
das Rätsel lösen will Obwohl er mit Gütern versehen ist Und
unsere Zeit sehr gierig ist Findet sich keiner Der ihn beerben
will.
Der Ohm ist vielleicht das einzige Tier Von dem man nicht
weiß, was es frißt Es ist sogar möglich, daß es nichts frißt Dann
müßte es ein Organ entwickelt haben, das Ihm ermöglicht Speise
40 Jahre bei sich zu behalten. Darauf ließe auch seine Fähigkeit
schließen Über Dinge noch auszusagen Die nicht mehr bekannt
sind, von denen man aber weiß Daß sie in einem früheren Zeitalter
gegessen wurden.
Da das menschenähnliche Tier blind zu sein scheint, verrichtet
es Auf öffentlichen Plätzen seine Notdurft Vor dem grinsenden
Pöbel. Darunter leidet Die Ehrfurcht, die das einfache Volk
Sonst fremden Erscheinungen erweist.
Es ist wohl ein Mangel Unserer schnellebigen Zeit Daß über
ein Tier nicht mehr geforscht wird Nur weil es ausstirbt. So
ist über die Lebensweise des Ohm Tatsächlich nichts zu erfahren Und
über seine Wünsche innerhalb des Gemeinwesens (Soweit es noch
Wünsche haben sollte) Ist höheren Ortes Nichts mehr bekannt.
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