fen    Zu Zeiten des Primats der Politik ist die Politik unser aller Beruf. 1958, zur heißesten Zeit der Stahlproduktion in Dalian, kamen die Volksmassen mit dem Vorschlag an, aus dem Krematorium einen Hochofen zur Stahlerzeugung zu machen. Es hieß: „Ihr verbrennt doch sowieso nur ein paar Leichen pro Jahr, produziert doch lieber Stahl und leistet euren Beitrag zur Kampagne England übertreffen und mit Amerika Schritt halten!“ Der Chef erklärte ihnen, daß das zweierlei Arten von Öfen seien, aber die Massen wollten ihm nicht glauben, da Menschen schmelzen und Stahl schmelzen doch wohl ein und dasselbe seien. Sie schimpften ihn einen Feind des „Großen Sprungs nach vorn“, nahmen ihn fest und ließen gleich noch Erz und Koks aus dem Krematorium mitgehen. Zum Glück kam der Parteisekretär des Kreises herbeigeeilt und brachte den Mob zur Ruhe; man einigte sich darauf, innerhalb des Bestattungsinstitutes einen kleinen Hochofen der Marke Eigenbau aufzustellen. Daraufhin war richtig was los bei uns. Menschen wurden keine mehr verbrannt, aber dafür nicht gerade wenig Schrott produziert. Ich murkste mitten in der Menge mit herum, und so kam ich auch bei meiner jetzigen Frau zum Zuge, die war Mitglied der Kommunistischen Jugend und hatte schnell vergessen, daß ich eigentlich ein Leichenwäscher bin..- Zhang Daoling, nach Lettre, 14. März 2008

Ofen (2)  Von einer  Dame wurde mir berichtet, die sich über ihren Gatten beklagte, daß er sie nicht gut behandle und ihr voll Eifersucht nachspioniere; er ahnte nämlich, daß sie ihm Hörner aufsetze. »Aber er ist gut!« sagte sie zu ihrem Freund. »Er meint, sein Feuer gliche dem meinigen, denn ich lösche ihm seines in einem Nu aus, mit vier oder fünf Tropfen Wasser; das meine aber, dessen Schmelzofen eine ganz andere Tiefe hat, bedarf mehrerer: wir sind nämlich wie Wassersüchtige oder wie Sandgruben, je mehr sie Wasser verschlucken, desto mehr wollen sie haben.« - (brant)

Ofen (3)  Plötzlich kam ihr aber der rätselhafte Goldschmied in den Sinn und die seltsame zauberische Art, wie er den zudringlichen Bensch ihr vom Leibe gehalten. Es war ihr nur zu gewiß, daß er dem Lehsen beigestanden und so dämmerte in ihr die Hoffnung auf, daß es eben der Goldschmied sein müsse, von dem Hülfe zu hoffen in dem kritischen Moment. Sie empfand den lebhaften Wunsch, den Goldschmied zu sprechen und war im Innern überzeugt, daß sie sich nicht im mindesten entsetzen würde, sollte der Goldschmied sich ihr auch im Augenblick offenbaren auf gespenstige Weise.

Es geschah auch wirklich, daß Albertine nicht im mindesten erschrak, als sie gewahrte, daß das, was sie für den Ofen gehalten, eigentlich der Goldschmied Leonhard war, der sich ihr näherte und mit sanfter, sonorer Stimme folgendermaßen begann:

„Laß, mein liebes Kind! all deine Traurigkeit, all dein Herzeleid fahren. Wisse, daß Edmund Lehsen, den du wenigstens jetzt zu lieben vermeinst, wisse, daß er mein Schützling ist, dem ich mit aller Macht beistehe.«   - E. T. A. Hoffmann, Die Brautwahl (aus: Die Serapionsbrüder)

 

Feuer Feuer

 

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