dysseus  Autolykos war ein Meister der Diebeskunst. Hermes hatte ihm die Gabe verliehen, alle Rinder, die er stahl, aus gehörnten in ungehörnte, aus schwarzen in weiße zu verwandeln und umgekehrt. Sisyphos bemerkte zwar, daß seine Herden immer kleiner, die des Autolykos aber immer größer wurden. Er konnte ihm jedoch den Diebstahl nicht nachweisen. Da kam er eines Tages auf den Gedanken, in die Hufe seiner Rinder sein Monogramm SS — manche sagen auch, die Worte ‹gestohlen von Autolykos› — einzuschneiden. Als Autolykos nachts nun wieder einige Rinder des Sisyphos in seinen Stall entführt hatte, zeigten die Hufspuren in der Frühe deutlich den Dieb an. Sisyphos rief seine Nachbarn als Zeugen herbei und drang in die Ställe des Autolykos ein, wo er sein Eigentum an den gezeichneten Hufen sofort wiedererkannte. Während er seine Zeugen sich mit dem überführten Bösewicht herumzanken ließ, rannte er selbst um das Haus herum, stürmte in die Frauengemächer und vergewaltigte Antikleia, die Tochter des Autolykos, die dem Laertes von Argos angetraut war. Die Frucht dieses Racheaktes war Odysseus. - (myth)

Odysseus (2)    Sein mächtiger schwarzer Schnurrbart, den er jeden Morgen vom Barbier an der Ecke des Kais mit einer heißen Brennschere in Facon bringen ließ, schien ein stetes Lächeln zu verbergen. Aber ich glaube, niemand hat jemals die wirkliche Form seiner Lippen gesehen. Seiner bedächtigen, unerschütterlichen Würde nach konnte man meinen, dieser breitschultrige Mann habe niemals in seinem Leben gelächelt. In seinen Augen lauerte ein Schimmer hartherziger Ironie, als sei ihm nichts fremd, und schon das geringste Aufblähen seiner Nüstern verlieh seinem gebräunten Gesicht einen ungewöhnlich kühnen Ausdruck. Dies war das einzige Mienenspiel, zu dem er imstande schien; ein Mann aus dem Süden vom beherrschten, bedächtigen Schlag. Sein ebenholzschwarzes Haar war an den Schlafen etwas gekräuselt. Er mag vielleicht vierzig Jahre alt gewesen sein, und er war ein hervorragender Seefahrer auf diesem Binnenmeer.

Schlau und skrupellos, hätte er an Wendigkeit mit dem unglücklichen Sohn des Laertes und der Antikleia wetteifern können. Wenn er seine Verschlagenheit und Kühnheit nicht gegen die Götter selbst ausspielte, dann nur, weil die olympischen Götter tot sind. Bestimmt hätte ihn keine Frau einschüchtern können. Ein einäugiger Riese würde nicht die geringste Aussicht gegen Dominic Cervoni aus Korsika, nicht Ithaka, gehabt haben; er war auch kein König und stammte auch nicht von Königen ah, aber doch aus sehr achtbarer Familie - von den Caporalis, wie er glaubhaft versicherte. Wie dem auch sein mag, die Familie Caporali läßt sich bis ins zwölfte Jahrhundert zurückverfolgen.

Aus Mangel an edleren Widersachern kehrte Dominic seine an ruchlosen Listen reiche Kühnheit gegen die irdischen Mächte, wie sie durch die Zollämter und alle dazugehörigen Sterblichen - Schreiber, Beamte und Wachmannschaften zu Wasser und zu Land - verkörpert werden.  - (con)

Odysseus (3)  Griechisches Ideal. — Was bewunderten die Griechen an Odysseus? Vor allem die Fähigkeit zur Lüge und zur listigen und furchtbaren Wiedervergeltung; den Umständen gewachsen sein; wenn es gilt, edler erscheinen als der Edelste; sein können, was man will; heldenhafte Beharrlichkeit; sich alle Mittel zu Gebote stellen; Geist haben — sein Geist ist die Bewunderung der Götter, sie lächeln, wenn sie daran denken —: dies alles ist griechisches Ideal! Das merkwürdigste daran ist, daß hier der Gegensatz von Scheinen und Sein gar nicht gefühlt und also auch nicht sittlich angerechnet wird. Gab es je so gründliche Schauspieler!  - Friedrich Nietzsche, Morgenröte

Odysseus (4)  
 

Heros Fabelmenschen

 

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