Der Körper umfaßt nur zwei erkennbare Strukturen, beide auf der Unterseite am Kopfende. Am vorderen Ende des Tieres sitzen auf den Außenkanten ein Paar »Palpen« (wahrscheinlich Sinnesorgane). Es handelt sich um flache runde Vertiefungen, die aus bis zu sechs parallel zur Körperoberfläche liegenden tellerartigen Gewebeschichten bestehen. Kurz vor den Palpen, aber genau in der Mittellinie, liegt das interessantere Phänomen, vermutlich ein Mund, der von einem Apparat zur Nahrungsbeschaffung umgeben ist. Das Gebilde hat die Form eines flachen, zusammengedrückten, nach vorn offenen großen U. Auf diesem U fand Conway Morris rund fünfundzwanzig »Zähne«: winzige kegelförmig zugespitzte Strukturen von weniger als einem halben Millimeter Länge. Da diese Zähne viel zu klein und zerbrechlich waren, um raspeln oder beißen zu können, stellte Conway Morris die vernünftige Vermutung an, daß sie die Basen von Tentakeln bildeten, die, den Mund ringförmig umgebend, als Werkzeuge zum Einfangen von Nahrung dienten.
Ein solcher Tentakelkranz würde stark an einen Lophophoren erinnern: das der Ernährung dienende Gebilde mehrerer moderner Stämme, besonders der Bryozoen und der Brachiopoden. Deshalb zählte Conway Morris Odontogriphus zögernd zu den sogenannten Lophophoren-Stämmen. Bei modernen Lophophoren werden die Tentakeln jedoch nicht durch innere
Das abgeplattete schwimmende Tier Odontogriphus.
Auf
der Unterseite des Kopfes sind der von Tentakeln umgebene Mund
und die paarigen
Palpen gezeigt. Zeichnung von Marianne Collins.
Zähne verstärkt, und Odontogriphus hat sonst nichts, was an die Form oder
Struktur irgendeines anderen Lophophoren-Tieres erinnern würde. »Gezahntes Rätsel«
ist und bleibt eine sehr passende Bezeichnung. - (
go
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