berkellner Der oberkellner, ein welschschweizer, kein engländer, ein rabiater mann, ein wutsprühender altganymed, ein schurke von etwa vierzig jahren, ein teufel im basaltschwarzem gastronomenfrack, ein leckmichamarschschnurrbart mit lockersitzenden händen, von denen nicht nur Leopold ein lied zu singen weiß, hockt im vorgarten, der ihm nicht zusteht, und läßt sich vom piccolo ein gabelfrühstück servieren.
Im hause rauschte wieder das klosett wie eine fernere
drohung und der oberkellner schlug sein schadhaftes raubtiergebiß in die schmackhafte
kalbspastete. Leopold stand vor ihm, abwartend gleich einem, der noch eines
wie das amen im gebet zu kommenden befehles harrt. Der oberkellner fühlte sich
unterbewußt verarscht - verschwinde, herrschte er zwischen zwei bissen pâté
den verdatterten piccolo an, verschwinde oder ich saufe dir deine vertrottelten
augen aus. Der junggastronom, der bei diesen gräßlichen worten tatsächlich einem
hecht ähnlicher sah als einem vierzehnjährigen jungen, lief puterrot an, machte
eine jähe kehrt-wendung und lief einer fünfzigjährigen engländerin,
die eben ins freie trat, an den demolierten busen. Ihr überraschtes ›ow‹ ließ
dem oberkellner den momentanen bissen pastete in der kehle zu holzkohle erstarren,
er warf das messer so heftig auf den teller, daß dieser in zwei gleiche teile
zersprang, der gatte der engländerin, ebenfalls ein engländer, der seiner frau
fast auf den schritt gefolgt war, hielt den genfer gannef von ober für einen
aufrührerischen afridi, eine erinnerung an seine zeit als major an der nordwestgrenze,
die ihn in der kleinsten prekären situation stets befiel, er fuhr dem welschschweizer
an die fast tadellos gebundene restaurantsfliege, zerrte an dem schwarzen glanzstoff
und knurrte einige verbissene worte, die der ober ja doch nicht verstehen konnte,
da sie in fließendem panjabi hervorgestoßen waren. - H. C. Artmann,
How much, schatzi? Frankfurt am Main 1971
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