Nützlichkeit    Millemosche, Pannocchia und Carestia setzen sich abseits hin und reden über die Arme und Beine des Menschen.

»Ist es wohl besser, einen Arm oder ein Bein zu verlieren?«

»Ein Bein.«

»Und wie willst du nachher noch gehen

»Statt zu gehen, sitzest du, das ist auch bequemer.«

»Ich bin der Meinung, einen Arm zu verlieren ist besser. Wir sind Menschen, die fast immer weglaufen müssen, und zum Weglaufen braucht man sehr wohl die Beine.«

»Ich bleibe dabei, es ist besser, ein Bein zu verlieren als einen Arm. Denn verlierst du den Arm, verlierest du auch die Hand

»Verlierst du das Bein, verlierest du auch den Fuß

»Willst du die Hand mit dem Fuße gleichsetzen? Der Fuß dienet nur, um auf den Füßen zu stehen, dagegen drehest du mit der Hand einem Huhne den Hals um und auch einem Christenmenschen, mit ihr kannst du Fausthiebe austeilen und Ohrfeigen geben, mit ihr kannst du die ' Beinkleider runterlassen und wieder hochziehen. Wo nicht, mußt du dir immer von jemandem helfen lassen,«

»Mit dem Fuße kannst du Tritte versetzen. Beinkleider kann man sehr wohl auch mit einer Hand allein hoch- und runterziehen.«

»Das glaube ich nicht.«

»Ich verwette darauf, was du willst.«

»Und was verwetten wir?«

»Den Kopf

»Welchen Kopf?«

»Unseren. Wer verliert, verliert den Kopf.«

Da steht Millemosche auf und schnürt, den einen Arm auf dem Rücken, mit dem anderen seine Beinkleider auf, zieht sie herunter, hockt sich nieder und verharrt ein paar Augenblicke mit blankem Hintern vor dem Hauptmanne, der just in dieser Sekunde zurückkehrt und jählings stehenbleibt.

Millemosche erblickt ihn, steht eilends auf und zieht, so mit es eben geht, die Beinkleider wieder hoch und immer nur mit einer Hand. Dann tritt er, bevor er zu reden be­ginnt, einen Schritt zurücke, und dies sowohl aus Ach­tung als auch aus Angst.

»Was treibst du da vor meinem Zelte?«

»Nichts, Capitano. Es war nur Verstellung. Ich wollte beweisen, daß es besser sei, nur einen Arm zu haben als nur ein Bein.«

»Aus welchem Grunde sagst du das?«

»Aus dem Grunde, beispielsweise, daß einer seine Geschäfte auch ohne die Hilfe anderer verrichten kann.«

»Welche Art Geschäfte?« »Scheißen, Capitano.«

»Und wer soll Duelle führen? Wer soll das Schwert halten? Und wie umklammerst du eine Frau?«

»Wo sind die Frauen, Capitano?«  - Luigi Malerba, Tonino Guerra: Von dreien, die auszogen, sich den Bauch zu füllen. Roman aus dem Jahre 1000. Berlin 1996

Nutzen

Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

Verwandte Begriffe

Nutzlosigkeit

Synonyme

Antonym