onnensausen kommt heute noch bei manchen Formen der Anämie, im 19. Jahrhundert bei der Bleichsucht oder Chlorose vor, die im Brockhaus 1996 (Artikel »Chlorose«) als eine »früher häufige Krankheit bei jungen Mädchen und Frauen« aufgeführt wird. Trotz aller Fortschritte der Medizin kann das Lexikon die genaue Pathogenese nicht erklären und vermutet »wohl eine Eisenmangelanämie komplexer Ursache (Ernährung, menstruelle Blutverluste, hormonelle Einflüsse)«, um dann eiligst zur zweiten Bedeutung des Begriffs Chlorose, dem »Ausbleichen grüner Pflanzenteile, v. a. der Blattflächen, infolge mangelhafter Ausbildung oder Zerstörung des Chlorophylls« überzugehen.

Nun waren zwar manche Befindlichkeitsstörungen Männern und Medizinern zu allen Zeiten suspekt, doch auch heutige junge Mädchen und Frauen sind komplexen Einflüssen unterworfen — und das nicht nur alimentärer, menstrueller oder hormoneller Art. Konkreter in der Ursachenforschung ist da schon der Meyer von 1902, der «unzweckmäßiges Leben und unzweckmäßige Ernährung anzuschuldigen (mangelhafter Genuß frischer Luft, Uberanstrengung, mangelnde Nachtruhe, aber auch starke geistige Erregungen)« weiß und noch andere Einflüsse vermutet: Demnach scheint in einzelnen Fällen «eine Beziehung zur Entwickelung der Geschlechtsorgane zu bestehen, wenigstens findet man häufig Anomalien derselben«, während die von Virchow postulierte «angeborene Enge der Gefäße« nur selten angenommen wird. Ob die Kranken «sehr blaß (oft mit einem Stich ins Grünliche)« aussehen, weil sie «eigentümliche Gelüste nach sauren oder pikanten Speisen oder gar nach ungenießbaren Dingen, wie Kohle, Kreide« haben, oder ob sie durch den Verzehr dieser Dinge grün anlaufen, bleibt unklar. Jedenfalls hört man bei den Chlorotischen «über dem Herzen selbst und namentlich über den Halsvenen das sogen. Nonnensausen«, was nicht in den womöglich bedeutsamen «geistigen Erregungen«, sondern in der Häufigkeit begründet ist, mit der die Symptome bei Gottesdienerinnen auftreten.

Von den Haustieren befällt die Chlorose «fast nur Schafe«. Den Lämmern setzt dabei besonders «Nässe (nasse Weide)« zu. - (lex)

Geräusch Nonne
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