oblesse   Unvermittelt stürzte er sich wieder auf Van Straeten. Der „Holländer" zuckte zurück.

„Na, na! Brauchst doch keine Angst zu haben. Ich schlag dich nicht mehr, heute. Bin jetzt ganz friedlich."

Das stimmte tatsächlich! Er redete ruhig weiter:

„Wollte dir nur sagen: bei mir kannst du nichts mehr werden. Bevor du die Bilder meiner zukünftigen Frau zeigst, hab ich lieber die Verlobung gelöst. Du hast das Huhn geschlachtet, das goldene Eier legt, du Arschloch. Sie hatte nämlich die Moneten. Eine Geldheirat. Du siehst, ich bin auch "ne kleine Sau, aber trotzdem nicht so völlig verkommen. Ich hätte bis nach der Hochzeit warten und dich dann mit ihrem Geld bezahlen können. So ein Verhalten fand ich aber unter meiner Würde. Hab mich lieber entlobt. Aber ich begreif deine Taktik nicht so ganz. Warum hast du mir vor der Heirat gesagt, was du vorhattest? Hat dir irgendwas die Birne vernebelt? Na ja, scheißegal. Du siehst, ich kann dich behandeln, wie ich will. Das wollte ich mal so richtig klarmachen. Hast du das kapiert, du Scheißkerl?"

„Ja, ja."

„Ja... und weiter, verdammt nochmal? Willst du endlich mal höflich sein?"

Er wurde wieder wütend, schlimmer als vorher, da er sich einen Augenblick, beherrscht hatte. Gezielt verpaßte er dem „Holländer" einen erstklassigen Schwinger auf die Nase. Blut spritzte. Dann packte er ihn an der Kehle, schüttelte ihn und fing an zuzudrücken.

„Großer Gott!" keuchte er. „Ich werd dich noch erwürgen. Wirklich, ich bin dazu imstande."

Van Straeten röchelte, wurde grün, versuchte sich zu verteidigen. Lächerlich. Rotze und Tränen vermischten sich mit dem Blut aus seinem lädierten Rüssel. Eine hübsche Soße.

„Das reicht jetzt", mischte ich mich ein und warf mich auf Bugemont, damit er losließ. Plötzlich schien er zu merken, was er tat. Er machte sich von mir frei, ließ aber auch den magischen Hals los.

„Danke, daß Sie dazwischengegangen sind", sagte er.

„Keine Ursache."

„Wenn Sie nicht gewesen wären, ich hätte ihn umgebracht. So was verdient nicht zu leben. Aber diese verdammte Republik hätte mich zur Rechenschaft gezogen..."

Er schüttelte den Kopf. Seine Vorfahren hatten ihren vielleicht auf dem Schafott verloren. Wäre dumm von ihm gewesen, ihrem Beispiel zu folgen, nur aus Familiensinn. - Léo Malet, Bambule am Boul' Mich'. Reinbek bei Hamburg 1990 (zuerst 1982)

 

Adel Großzügigkeit

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 

Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe

Synonyme