iflheim
Niflheim, oder die Hölle, wurde viele
Winter vor der Erschaffung der Erde geöffnet. Mitten darin ist ein Quell,
daraus strömen mit Macht diese Flüsse: der Kummer, die Verdammnis, die
Tiefe, das Ungewitter und das Gebrüll. An den Ufern dieser Flüsse erhebt
sich ein gewaltiges Gebäude, dessen Tor öffnet sich gen Mitternacht und
wird gebildet aus toten Schlangen, deren Köpfe, ins Innere gewandt, Gift
speien; daraus entsteht ein Strom, in den werden die Verdammten eingetaucht.
Jenes Gebäude hat neun verschiedene Gemächer: Im ersten haust der Tod,
der den Hunger, die Not und den Schmerz zu Dienern hat; etwas entfernt
entdeckt man das düstere Nastrond oder Ufer der Leichen, und noch weiter
weg einen Hain aus Eisen, in dem die Riesen angekettet sind; drei nebelverhangene
Meere umgeben diesen Hain, und in ihm findet man die bleichen Schatten
der zaghaften Krieger. Über den Mördern und Meineidigen flattert ein schwarzer
Drache, der sie unaufhörlich verschlingt und wieder ausspeit, sie sterben
und werden augenblicklich aus seinen weiten Kiefern wiedergeboren; andere
Verdammte werden von dem Hund Managarmor zerrissen, der seinen mißgestalteten,
widerwärtigen Kopf nach rechts und nach links schwingt; und unaufhörlich
kreisen um Niflheim der Fenriswolf und die Midgardschlange sowie der Gott
Loke, der über die Dauer der Strafen für die Bösen und die Feigen wacht. -
Edda, 33. Völuspa; Bartholm, Dänische Altertümer; Marchangy, Gallia poetica,
Bd. III, S. 156. Alle nach
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