iederkunft   Weil Robertus, König in Frankreich, ein Großvater Philippi, wider der Kirche und aller Bischof Willen sich vermählet mit einer nächsten Blutsverwandtinn, also hat ihm solche das erstemal einen Sohn geboren mit einem Gänskopf und Kragen, zu augenscheinlicher Straf seiner begangenen Frechheit. Das war eine unglückselige Niederkunft.

Anno 1575 hat ein spanischer Soldat in Geldern eine adeliche Tochter zur Ehe genommen, und weil er wahrgenommen, daß sie groß Leibs sey, also hat er ihr aus angebornem Zorn gewunschen, sie möcht den lebendigen Teufel tragen; nit lang hernach ist solche niederkommen, aber nit Kinds-Mutter worden, dann sie eine Frucht auf die Welt gebracht, welche zwar an dem untern Theil des Leibs einem Kind gleichte, der obere Theil aber wie ein Teufel ausgesehen. Das war eine elende Niederkunft.

In Deutschland hat ein vornehmer Edelmann sich also in das Jagen und Hetzen verliebt, daß er auch solches, auf öftere Abmahnung seiner Frau, an den Feier- und Gott geheiligten Tägen nit unterlassen; endlich, aus göttlicher Verhängnuß, hat ihm sein Gemahl geboren ein Kind mit einem natürlichen Kopf eines Windspiels oder Jagdhunds. Das war eine gräuliche Niederkunft.

In Holland ist ein Weib drei ganze Wochen in Kindsnöthen gelegen, und als man ihr treulich eingerathen, sie soll ihre Zuflucht nehmen bei der gebenedeiten Mutter Gottes Maria, als einer sonderbaren Patroninn und Fürsprecherinn; sie aber sprach hinwieder diese gottlosen Wort, weil sie eine Ketzerinn war, was ihr dieses Kebsweib könne helfen, aber die schwere Hand Gottes ist nit lang ausgeblieben, dann nit lang hernach hat sie anstatt eines Kindes etliche todte Schweinl auf die Welt gebracht. Das war eine säuische Niederkunft.

Anno 1625 zu Perdonan in Friaul hat ein adeliches Weibsbild eine arme Bettlerinn mit harten Worten angetast, als hab sie die zwei Knäbel, so sie auf den Armen getragen, nicht ehelich noch ehrlich erzogen; ist aber nicht lang angestanden, daß besagte Frau selbst in eine Hoffnung kommen, und aber ein Kind geboren mit sieben Köpfen, der mittere ein Aug auf der Stirn, und mit zweien langen Geis-Hörnern versetzt gewesen. Das war eine ungestalte Niederkunft.

Aber es ist noch eine andere Mutter, die hat eine verfluchte Niederkunft, diese ist eine ungestalte, eine garstige, eine schändliche, eine wilde, eine wüste, eine rotzige, eine stinkende, eine muffende, eine krätzige, eine schäbige, eine triefaugige, eine lausige, eine zerlumpte, eine bucklete, eine blinde, eine krumme, eine siechige, eine schiecklete, eine grindige, eine grobe, eine säuische, eine tramplische, eine schwarze Teufels-Mutter, die Sünd, und diese gebähret einen großen und langen, und dicken, und giftigen, und wilden, und schmerzlichen, und abscheulichen, und verdrießlichen, und beissenden, und nagenden Wurm in dem Gewissen. Das ist eine verfluchte Niederkunft. - Abraham a Santa Clara, Judas der Ertz=Schelm

Niederkunft (2)  Art der Niederkunft je nach Ländern. Merkwürdigkeiten.  In Holland auf besonderen [Gebär-] Stühlen. - In England sitzt die Frau auf dem Bettrand, den Rücken dem Geburtshelfer zugekehrt. In mehreren Provinzen Frankreichs steht die Frau aufrecht oder sitzt auf den Knien einer Person, die sie stützt. In Griechenland setzt man sie auf einen Dreifuß. - "In Kamtschatka vollzieht sich die Niederkunft in aller Öffentlichkeit, und eine Menge von Augenzeugen genießen dieses Schauspiel mit geschäftiger Lust." 

Die Brasilianerinnen ziehen sich, wenn die Niederkunft bevorsteht, in die Wälder zurück und schneiden mit einem scharfen Stein die Nabelschnur durch, um sie zu kochen und zu essen. Währenddessen ernährt sich der Mann, nachdem er sich ins Bett gelegt hat, von saftigen und nahrhaften Dingen, man findet die gleichen Bräuche in den Pyrenäen. Diodorus Siculus erzählt dasselbe von den Korsen und Apollonios von Rhodos schreibt einen nahezu ähnlichen Brauch den Tibarenen zu, einem Nachbarvolk am euxinischen Pontus   - Moreau de la Sarthe, Naturgeschichte der Frau [1803], nach (sot)
 

 

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