erven
Die menschliche Seele, meint Schreber,
ist in den Nerven des Körpers enthalten. Solange der Mensch lebt, ist er Körper
und Seele zugleich. Wenn er aber stirbt, bleiben die Nerven als Seele übrig.
Gott ist immer nur Nerv, nie Körper. Er ist also der menschlichen Seele verwandt,
aber ihr unendlich überlegen, denn die Zahl der Gottesnerven ist unbeschränkt,
und sie sind ewig. Die Gottesnerven haben die Eigenschaft, sich in Strahlen
umzusetzen, die der Sonne und der Sterne zum Beispiel. Gott hat Freude an der
Welt, die er erschaffen hat: doch greift er nicht unmittelbar in ihre Geschicke
ein. Nach der Erschaffung hat er sich von ihr zurückgezogen und hält sich nun
meist in der Ferne auf. Gott darf den Menschen gar nicht zu nahe kommen, denn
die Nerven der Lebenden haben eine derartige Anziehungskraft für ihn, daß er
von ihnen nicht mehr loskommen könnte und in seiner eigenen Existenz bedroht
wäre. Er ist also immer auf der Hut vor den Lebenden, und wenn es doch einmal
geschieht, daß er sich durch ein inbrünstiges Gebet oder durch einen Dichter
in die Nähe locken läßt, so zieht er sich schleunigst wieder zurück, bevor es
zu spät ist.
›Ein regelmäßiger Verkehr Gottes mit Menschenseelen fand erst nach dem
Tode statt. Den Leichen konnte sich Gott ohne Gefahr nähern, um ihre Nerven
aus dem Körper zu sich hinaufzuziehen und zu neuem himmlischem Leben zu erwecken.‹
Aber die Menschennerven mußten zu diesem Zwecke erst gesichtet und geläutert
werden. Gott konnte nur reine Menschennerven brauchen, weil es ihre Bestimmung
war, ihm selbst angegliedert und schließlich als ›Vorhöfe des Himmels‹ zu Bestandteilen
seiner selbst zu werden. - (
cane
)
Nerven (2)
- Charles Bell 1803, nach: Dirk
H. Veldhuis, Träumen mit offenen Augen. Phantastische Bilderwelten. Nördlingen
1986 (delphi 1046)
Nerven (3)
Wie leicht ist es, zu einer Horla-Figur zu werden.
Ich wundere mich, daß ich es noch nicht bin, bei meinem Nervenzustand. Aber
sicher bin ich dagegen gefeit durch meine Überzeugung, daß alles möglich
ist; ich würde auch, stelle ich mir vor, nicht mit der Wimper zucken, wenn ich
mich Auge in Auge mit einem Gespenst befände. - (
land3
)
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