eger,
falscher Rimbauds Entdeckung
ist der Europäer als der ‹falsche Neger›. Die hypokrite Verkafferung Europas,
die allgemeine Selbstentseelung, das humanitäre Kapua der Geister bis zum Opfer
seiner Begabung durchlitten zu haben, dies ist seine Spezialität. Als er dann
nach Harrar und Kaffa kam, mußte er einsehen, daß auch die echten Neger seinem
Ideal nicht entsprachen. Er suchte eine Wunderwelt: Rubinregen, Amethystbäume,
Affenkönige, Götter in Menschengestalt und phantastische Religionen, in denen
der Glaube zum Fetischdienst an der Idee und am Menschen wird. Er fand zuletzt
auch die Neger nicht der Mühe wert. Er resignierte als freundlicher Medizinmann
und Götze inmitten begrenzter banausischer Landmannschaft. Er hätte das, etwas
langsamer, auch in der Bretagne oder in Niederbayern haben können. Die Neger
waren jetzt schwarz, früher waren sie weiß. Diese züchteten
Strauße, jene züchteten Gänse.
Das war der ganze Unterschied. -
Hugo Ball, Die Flucht aus der Zeit. Zürich 1992
Neger, falscher (2) «Priester, Professoren, Advokaten, ihr seid im Irrtum, wenn ihr mich der Justiz überliefert. Ich habe niemals zu diesem Volke gehört; ich bin niemals ein Christ gewesen; ich gehöre zu der Rasse derer, die sangen wenn sie gemartert wurden. Ich habe kein Verständnis für die Gesetze; ich weiß nichts von Moral, ich bin ein Vieh, ihr täuscht euch...»
Ja, meine Augen sind eurem Lichte verschlossen. Ich bin ein Tier, ein
Neger. Aber ich kann gerettet werden. Ihr seid
falsche Neger, ihr, Verrückte, Rohlinge, Geizhälse.
Kaufmann, du bist Neger; Richter,
du bist Neger; General, du bist Neger; Kaiser,
räudiger alter Mann, du bist Neger: du hast von einem schwarz gebrannten
Saft getrunken, aus der Kelter Satans. — Diesem Volke kommen seine Eingebungen
aus Fieberschauern und Krebsgeschwür. Kranke und Greise sind derart verehrungswürdig,
daß sie darum bitten, gesotten zu werden. — Das Klügste ist, diesen Kontinent
zu verlassen, auf dem der Wahnsinn umherschleicht, um diese Elenden mit
Geiseln zu versorgen. Ich gehe in das wahre Königreich der Kinder Hams
ein. - Arthur Rimbaud, Eine Zeit in
der Hölle, nach (rim)
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