ebenwirkung Stephan IX. berief als Kardinal von Ostia den Eremiten und Kirchenlehrer Petrus Damiani, einen der unerbittlichsten Gegner der »Unzucht« von Geistlichen, ob mit oder ohne Trauring. Die meist rechtmäßig verheirateten Frauen schmähte dieser in dem Pamphlet »Liber Gomorrhianus« mit den Worten: »Ihr Schätzchen der Geistlichen, ihr Lockspeise Satans, ihr Auswurf des Paradieses, ihr Gift der Geister, Schwert der Seelen, Wolfsmilch für die Trinkenden, Gift für die Essenden, Quelle der Sünde, Ursache des Verderbens.« Das steigerte sich nach einer ganzen Litanei weiterer Verfluchungen zu der Sentenz: »Ihr Hetzen, Buhlerinnen, Lustdirnen, ihr Mistpfützen fetter Schweine, ihr Ruhepolster der Dämonen, ihr Nymphen, Sirenen, Hexen, Dianen - ihr seid Fressen der Teufel, zur Flamme des ewigen Todes bestimmt. Ihr seid wütendes Otterngezücht, die ihr vor Wollustbrunst Christum in euren Buhlen ermordet.«
In Mailand wurden die Parolen Damianis bei einem Aufstand der Unterschichten
gegen das Wohlleben der Kleriker begeistert aufgenommen. Angewidert schilderte
derselbe Damiani seinem Freund Hildebrand nun die Folgen der
Zölibatskampagne: »Die Menge, gedrückt durch Armut und nach fremdem Eigentum
gierend, ergriff jede Gelegenheit, ihre elenden Frauen und Kinder, die sie mit
viel Roheit behandelten, ohne Mühe und Arbeit zu ernähren. Wahnsinnigen gleich
stürmten sie, wie des Meeres wilde Flut, wie Blitze im Hochsommer, die viele
unvorbereitet treffen und töten, durch die Stadt, schrien und lärmten auf das
ekelhafteste wie hungrige Köter. Sie plünderten die Häuser der Priester, verfolgten
die Unglücklichen mit Schmähungen und rissen sie mit Knüttel und Schwert von
ihren Weibern. Viele ließen von ihrem Beruf ab und ernährten sich nur noch von
Raub. Nachdem der verpraßt war, machten sie es sich in dem erzbischöflichen
Palast bequem und behaupteten, dort das Evangelium zu verteidigen.« - Albert Christian Sellner,
Immerwährender Päpstekalender. Frankfurt am Main 2006 (Die Andere Bibliothek
260)
Nebenwirkung (2) Der Marschall
Huang von Sung besaß eine kostbare Perle. Als er wegen eines Vergehens das Land
verlassen mußte, sandte der König jemanden, der nach dem Verbleib der Perle
fragen sollte. Er sprach: »Ich habe sie in den Teich geworfen.« Darauf trocknete
man den Teich aus, um sie zu suchen. Man fand die Perle zwar nicht, aber die
Fische kamen alle dabei um. - (
lueb
)
Nebenwirkung (3) Jeder Fortschritt, jede neue Beobachtung, jeder Gedanke, jede Schöpfung scheint (zugleich mit einer Helligkeit) eine Schattenzone zu erzeugen.
Jede Wissenschaft erzeugt eine neue Unwissenheit.
Jedes Bewußtwerden ein neues Unbewußtes.
Jede neue Errungenschaft erzeugt ein neues Nichts.
Leser, du hältst also hier, wie es oft vorkommt, ein Buch in der Hand, das der Autor nicht gemacht hat, obwohl eine Welt daran beteiligt ist. Und was liegt auch daran?
Zeichen, Symbole, Aufschwünge, Abstürze, Fahrten, Beziehungen, Widersprüche,
alles ist nur da, um davon fortzuspringen, um Neues zu suchen, um weiterzukommen,
um etwas anderes zu machen. - Henri Michaux, Nachwort zu: Plume
und andere Gestalten. Wiesbaden 1981 (zuerst 1938)
Nebenwirkung (4)
Nebenwirkung (5)
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