ebelbank Er ging ans Ende des Wagens und setzte sich neben den Schaffner, einen weißhaarigen älteren Herrn. »Schon mal von einem Ort namens Macon Heights gehört?« fragte Paine.
»Nein, Sir.«
Paine zeigte ihm seine Kennkarte. »Sind Sie sicher, daß Sie noch nie von einem Ort mit diesem Namen gehört haben?«
»Ganz sicher, Mr. Paine.«
»Wie lange fahren Sie schon auf dieser Strecke?«
»Elf Jahre, Mr. Paine.«
Paine fuhr bis zum nächsten Halt weiter, bis Jacksonville. Er stieg aus und in den B-Zug Richtung Stadt um. Die Sonne war untergegangen. Der Himmel war fast schwarz. Undeutlich konnte er die Landschaft draußen jenseits des Fensters erkennen.
Er hielt den Atem an. Noch eine Minute. Vierzig Sekunden. War dort irgend etwas? Flache Felder. Kahle Telegraphenmasten. Eine öde, unbewohnte Landschaft zwischen einer Stadt und der anderen.
Zwischen? Der Zug fuhr weiter und eilte durch die Dämmerung dahin. Paine starrte unverwandt hinaus. War dort draußen irgend etwas? Irgend etwas außer den Feldern?
Über den Feldern lag ein langgestreckter, halb durchsichtiger Rauchschleier. Ein gleichmäßiger Schleier, der sich fast eine Meile dahinzog. Was war das? Dampf von der Lokomotive? Aber es war eine Diesellok. Von einem Lastwagen auf dem Highway? Ein Feuer im Unterholz? Keines der Felder sah verbrannt aus.
Plötzlich fuhr der Zug langsamer. Paine verfolgte augenblicklich alles mit höchster Aufmerksamkeit. Der Zug hielt an. Die Bremsen kreischten, die Wagen schlingerten von einer Seite auf die andere. Stille.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Ganges erhob sich ein großer Mann im hellen Mantel, setzte seinen Hut auf und ging schnell zur Tür. Er sprang aus dem Zug auf den Boden. Paine beobachtete ihn fasziniert. Der Mann entfernte sich schnell vom Zug über die dunklen Felder. Er ging zielsicher auf die graue Nebelbank zu.
Der Mann stieg empor. Er ging nun etwa dreißig Zentimeter über dem Boden. Er wandte sich nach rechts. Er hob sich wieder empor, jetzt - einen Meter über den Boden. Einen Augenblick lief er parallel zum Boden, noch immer weg vom Zug. Dann verschwand er in der Nebelbank. Er war nicht mehr da.
Paine eilte den Gang hinunter. Doch der Zug war schon wieder schneller geworden. Draußen glitt der Boden vorbei. Paine machte den Schaffner ausfindig, einen pudding-gesichtigen jungen Mann, der sich gegen die Waggonwand lehnte.
»Hören Sie«, schnarrte Paine. »Was für eine Station war das?«
»Wie bitte, Sir?«
»Diese Station! Wo zum Teufel waren wir?«
»Wir halten immer hier an.« Der Schaffner griff langsam in seine Jacke und zog eine Handvoll Fahrpläne heraus. Er sah sie durch und reichte einen an Paine weiter. »Der B hält immer in Macon Heights. Wußten Sie das nicht?«
»Nein!«
»Es steht auf dem Fahrplan.« Der Junge hob wieder seinen Groschenroman. »Hält immer hier. War immer so. Wird immer so sein.«
Paine riß den Fahrplan auf. Es stimmte. Macon Heights war zwischen Jacksonville
und Lewisburg aufgeführt. - Philip K. Dick, Der Pendler. In: P. K. D., Variante zwei.
Sämtliche SF-Geschichten Bd. 3. Zürich 1995
Nebelbank (2) Die Nebelbank lag fünfzig Meter vor uns, und wir
starrten alle drei die weiße Fläche an. Was für ein Greuel würde aus ihr
auftauchen? Ich lag an Holmes' Seite und warf einen schnellen Blick in
sein Gesicht. Er war blaß, aber offenbar frohlockte er innerlich, denn
seine Augen glänzten. Plötzlich aber stierte er entsetzt, und seine Lippen
öffneten sich vor Erstaunen. Im gleichen Augenblick stieß Lestrade einen
Schreckensschrei aus und warf sich mit dem Gesicht auf die Erde. Ich sprang
auf, meine zitternde Hand umklammerte den Griff der Pistole, aber ich konnte
nicht schießen, denn mein Verstand war gelähmt vom Anblick des grausigen
Geschöpfes, das aus dem Nebel hervorgesprungen
kam. Es war ein Hund, ein riesiger pechschwarzer Hund, aber ein Hund, wie
ihn noch keines Menschen Auge gesehen hat. Feuer sprühte aus seinem offenen
Rachen, die Augen glühten, Lefzen und Wamme waren von hellem Glast umloht.
Ein Wahnsinniger konnte sich in seinen Träumen kein wilderes, grausigeres
Untier ausmalen. Wie eine Ausgeburt der Hölle
brach die Bestie aus dem Nebel hervor. - Arthur Conan Doyle, Der
Hund von Baskerville. Berlin 1967
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