eapel   Die Stadt Neapel ist die Hauptstadt des Königreichs Neapel, und der Teil des Landes, worin dieselbe steht, heißt Terra di Lavoro. Obgleich diese Stadt noch nicht die größte in der Welt ist, so hat sie doch gegen 400 000 Einwohner, von welchen der zehnte Teil ohne Dach und Fach, ohne eigenen Stuhl oder Tisch, Tag und Nacht, jahraus jahrein auf den Straßen lebt und schläft. In dieser Stadt und der umliegenden Landschaft Terra di Lavoro wurden vor 100 Jahren jährlich ungefähr 70 Mordtaten begangen, im ganzen Königreich aber 230. So schrecklich dieses ist, so ist es noch nicht das höchste. Nein, das Übel stieg von Jahr zu Jahr so fürchterlich, daß sich im Jahr 1780 die Zahl aller Mordtaten im ganzen Königreich schon auf 1200 belief. Im Jahr 1805 aber wurden in der Stadt allein 1522 Mordtaten und andere Verbrechen gegen die öffentliche Sicherheit verübt. Man sollte meinen, ein solcher Ort könne nur im wilden, blinden Heidentume liegen; aber er liegt in einer der schönsten Gegenden von Europa, und hat 71 Kirchen.   - (hebel)

Neapel (2) In Neapel müht und schindet sich nicht nur das Volk des Basso-Porto, daß ihm die Luft wegbleibt, in dem Labyrinth der düsteren Gäßchen der Altstadt, in dieser Küche des heidnischen Dämons, wo die Solfatara del Vomero, die mein Vater in moderne Baugründe parzelliert hat, aufwallt, flackert und grollt und zwischen zwei Ausbrüchen des Vesuvs Qualmwolken auspafft, die Lava aus den Kellern spritzt, wo sie seit dem Altertum gärt, und die Schwefelblume sich schmutzig auf die Orangenblüten und die Trauben und Reben in den Gärtchen legt, sondern sogar draußen auf dem Meer, in dieser schweren indigoblauen Kufe, mühen und plagen sich die großen Dampfer, die dem Hafen zusteuern, und sie schnauben und ziehen her und hin, um nicht unterzugehen, nicht nach hinten abzusacken und zu versinken, schräg hinabzurutschen in die unterseeische Schmiede, wo der magnetisierte Neptun träumt und phantasiert, dessen Geist von den Feuern vernichtet und dessen Hirn dem Heißhunger der abyssischen Fische, jener vormythologischen Ungeheuer, zum Fraße preisgegeben ist.  - (cend)

 

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