Was sind, frage ich, die Gefahren dieser Freiheit? Kinder, die keine Väter
haben? Na und! Was bedeutet das in einer Republik, wo niemand eine andere Mutter
haben darf als das Vaterland, wo alle, die geboren werden, Kinder des Vaterlandes
sind! - Marquis de Sade, Die Philosophie
im Boudoir. Gifkendorf 1989 (zuerst ca. 1790)
- Michel Leiris, Die Spielregel 2. Krempel. München 1985
(zuerst 1955)
Naturzustand (3) Dies ist eine Nation, würde ich zu Plato sagen, in der es keinerlei Art von Handelsgeschäften gibt; keine Kenntnis der Schrift; keine Zähl- und Rechenkunst; keine Begriffe für Würdenträger oder staatliche Obrigkeit; keinen Zustand der Dienstbarkeit, des Reichtums oder der Armut; keine Verträge; keine Erbfolgen; keine Güterteilungen; keine anderen Beschäftigungen als Zeitvertreib ; keine Rücksicht auf Verwandtschaft als auf die allen gemeinsame; keine Bekleidung; keinen Ackerbau; kein Metall; keinen Gebrauch des Weins oder des Getreides. Unerhört sogar die Worte, welche die Lüge, den Verrat, die Verstellung, den Geiz, den Neid, die Verleumdung, die Verzeihung bezeichnen. Wie weit entfernt von dieser Vollkommenheit fände er die Republik, die er sich ausgesonnen hat: viri a diis recentes.1
Im übrigen leben sie in einem höchst lieblichen und sehr milden Landstrich,
so daß es nach Aussage meiner Zeugen dort eine Seltenheit ist, einen Kranken
zu finden; und sie haben mir versichert, dort keinen
zittrigen, triefäugigen, zahnlosen oder vom Alter gebeugten Menschen angetroffen
zu haben. Sie sind der Meeresküste entlang niedergelassen, nach dem Landesinnern
aber von großen und hohen Gebirgen abgeschlossen, und zwischen beiden erstrecken
sich etwa hundert Meilen ebenen Landes. Sie haben Fische und Fleisch die Fülle,
die gar keine Ähnlichkeit mit den unsrigen haben, und verzehren sie ohne andere
Zubereitung, als sie gar zu kochen. Der erste, der ein Pferd zu ihnen brachte,
obwohl er auf vielen andern Reisen Umgang mit ihnen gehabt hatte, versetzte
sie in seiner Erscheinung als Berittener in solches Entsetzen, daß sie ihn mit
Pfeil-Schüssen töteten, ehe sie ihn zu erkennen vermochten. - (
mon
)
1 Menschen, frisch aus der Götter Hand. (Seneca, Epist. XC)
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