aturpatente
Jim Davis weiß, was er will: alles. »Alle Gene und alle ihre Variationen, alle
Proteine und alle ihre Variationen, alle Funktionen, alle möglichen Anwendungen,
und das weltweit.« Der Vizepräsident der Human Genome Sciences (HGS) aus Maryland
sagt, er rede nicht gerne über Patente, sondern
bekomme lieber welche erteilt. HGS gehört zu den Firmen mit der aggressivsten
Patentpolitik weltweit und setzt damit andere unter Druck, es ebenso zu tun
oder aber zu Gebührenzahlern bei HGS zu werden. Davis würde mit einem Patcntantrag
nie warten, bis seine Forscher eine Erfindung gemacht haben. »Wenn wir nach
einem Wirkstoff suchen, fangen wir mit hundert oder tausend Genen an und wissen
noch nicht, welches am Ende zu einem Produkt führt«, sagt er. Die aus seiner
Sicht logische Folge lautet: >Wir versuchen Patentschutz auf alle tausend
Gene zu bekommen.« Jedem Forscherteam bei HGS ist deshalb ein Patentanwalt beigeordnet,
der laufend Anträge formuliert und im Prozeß aktualisiert. Am liebsten, sagt
Davis, hätte er die >volle Kontrolle« über patentierte Gene und Eiweiße.
Sein Traum: »Jeder, der sie kommerziell nutzen will, muß an uns Gebühren zahlen.«
Funktionsbeschreibungen, wie Patentprüfer sie zunehmend verlangen, hält Davis
für kein Hindernis: Wenn es keine harten Daten gebe, dann bekämen die Prüfer
eben eine »wilde Vermutung« aufgeschrieben. . .. 172 Genpatente hat HGS schon
erhalten. Über die Zahl der Anträge schweigt er sich aus.
- Die Krebsfresser
von San Diego. Cyber-Medizin und DNA-Revolution: Eindrücke von der ßio 2.000,
der größten Genmesse der Welt, und ein Panorama des großen Traums der universellen
Heilung. Untertitel: »Raubritter der Patente.« In: FAZ, 30. Juni 2.001. Nach:
Hans Magnus Enzensberger, Die Elixiere der Wissenschaft. Frankfurt
am Main 2002
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