atur, weibliche Die oft als Quelle weiblicher Irrationalität dargestellte Gebärmutter übertrifft jedes andere Organ mit ihrer Macht, die Irrationalität männlicher Autoren zu entzünden. Plato gibt unkritisch den alten Glauben weiter, daß die weibliehe Gebärmutter kein Organ, sondern - ungiaublicherweise - ein Tier sei. Jener uralten Vorstellung zufolge lebte dieses Tier unabhängig im weiblichen Körper. Wie alle Tiere streunte es herum, so glaubte man, und bewegte sich ruhelos fort, wobei es manchmal seinen angestammten Platz in der Nähe der Genitalien verließ. Diese »wandernde Gebärmutter« galt den Alten als der Ursprung zahlreicher Frauenkrankheiten, und die Behandlung bestand oft darin, daß man versuchte, die Gebärmutter mit süß duftenden Salben und Dämpfen an ihren gewohnten Ort zu-rückzulockcn. Einige Ärzte wandten die umgekehrte Logik an und versuchten, die Gebärmutter durch das Verabreichen von stinkenden Medikamenten nach unten zu treiben.
Die antike Welt betrachtete das launische Tier Gebärmutter nicht nur als
den Ursprung spezifisch weiblicher Erkrankungen, sondern auch als den Ursprung
der weiblichen Natur, besonders ihrer schwankenden Gefühle, ihrer Wechselhaftigkeit
und ihrer fleischlichen Gelüste (die im Gegensatz zu jener ausgeglichenen Vernunft
standen, die den klassischen Schriftstellern zufolge einem Mann guter Herkunft
zu eigen war). Es ist sicher richtig, die Gebärmutter in diesem vor wissenschaftlichen
medizinischen Diskurs als ein Symbol für alles zu verstehen, was Männer an Frauen
besorgte oder erschreckte. - David B. Morris, Geschichte des Schmerzes. Frankfurt am Main 1996
Natur, weibliche (2)
Natur, weibliche (3)
- N. N.
Natur,
weibliche (3)
Das, was am Weibe Respekt und oft genug Furcht einflößt, ist seine Natur, die
natürlicher ist als die des Mannes, seine echte, raubtierhafte, listige Geschmeidigkeit,
seine Tigerkralle unter dem Handschuh, seine Naivität im Egoismus, seine Unerziehbarkeit
und innere Wildheit, das Unfaßliche, Weite, Schweifende seiner Begierden und
Tugenden... Was, bei aller Furcht, für diese gefährliche und schöne Katze Weib
Mitleiden macht, ist, daß es leidender, verletzbarer, liebebedurftiger und zur
Enttäuschung verurteilter erscheint als irgendein Tier. - Friedrich
Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse, nach
(enc)
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