Nasenvorgebirge  Die Logiker blieben viel besser bei der Sache als irgendeine andere Klasse der Gelehrten. Das Wort Nase war ihr erstes und letztes Wort, und wäre nicht eine kleine petitio principii gewesen, wider die einer der fähigsten Köpfe unter ihnen am Anfang des Gefechts anrannte, wäre die ganze Streitfrage auf einmal abgetan worden.

„Eine Nase", argumentierte der Logiker, „kann nicht bluten, ohne Blut — und nicht nur Blut, sondern zirkulierendes Blut — zu haben, um dies Phänomen in einer Folge von Tropfen zu bewirken." („Ein Strom ist bloß eine schnellere Folge von Tropfen und also darin einbegriffen", sagte er.) „Nun aber", fuhr der Logiker fort, „da der Tod nichts anderes ist als die Stockung des Blutes ..."

„Die Definition ist falsch: der Tod ist die Scheidung der Seele vorn Leib", sagte sein Gegner. — „Wir sind uns also über unsere Waffen noch nicht einig", sagte der Logiker. — „So hat also unser Disput ein Ende", erwiderte der Gegner.

Die Zivilrechtler äußerten sich noch knapper und entschiedener; was sie darüber sagten, klang eher wie ein Erlaß denn wie ein Disput.

Solch eine ungeheure Nase, sagten sie, könne, wofern sie echt gewesen, unmöglich in der bürgerlichen Gesellschaft geduldet worden sein. Wäre sie aber falsch, so wäre es eine noch größere Beleidigung und Kränkung der Rechte dieser Gesellschaft, daß man sie durch falsche Zeichen und Merkmale hinters Licht führen wolle, was noch weniger Nachsicht verdiene.

Der einzige Einwand hiergegen war, daß, wenn es überhaupt etwas bewiese, so bewiese es nur, daß die Nase des Fremden weder echt noch falsch sei.

Dies ließ viel Raum für die Fortsetzung des Streits. Die Advokaten des geistlichen Gerichts behaupteten, es stehe einem Dekret nichts im Wege, weil der Fremde ex mero motu bekannt habe, daß er im Vorgebirge der Nasen gewesen sei und sich dort eine der tüchtigsten Nasen geholt habe, usw. usw. Darauf wurde entgegnet, es gebe unmöglich einen solchen Ort wie das Vorgebirge der Nasen und die Gelehrten wüßten nicht, wo er liege. Der Beauftragte des Bischofs von Straßburg band mit den Advokaten an, erklärte diese Sache in einer Abhandlung über sprichwörtliche Redensarten und zeigte ihnen, daß das Vorgebirge der Nasen bloß ein allegorischer Ausdruck sei, der nichts weiter besagen wolle, als daß die Natur ihm eine lange Nase gegeben habe.  - Hafen Slawkenbergius, nach (shan)

 

Nase Gebirge

 

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