ase, wiedergefundene  »Sie beliebten Ihre Nase zu verlieren?« »Genau das.«

»Sie ist jetzt gefunden.«

»Was sagen Sie?« schrie der Major Kowalew. Die Freude machte ihn sprachlos. Er starrte den vor ihm stehenden Revierinspektor an, auf dessen vollen Lippen und Wangen hell das flackernde Licht der Kerze spielte. »Auf welche Weise?«

»Durch einen merkwürdigen Zufall: wir haben sie gerade erwischt, als sie abreisen wollte. Sie saß schon in der Diligence und wollte nach Riga fahren. Auch der Paß war längst ausgeschrieben auf den Namen eines bestimmten Beamten. Und am merkwürdigsten war, daß ich selber sie anfänglich für einen Herrn gehalten habe. Aber glücklicherweise hatte ich meine Brille bei mir, und da erkannte ich sogleich, daß es eine Nase war. Ich bin doch kurzsichtig, und wenn Sie vor mir stehen, sehe ich nur, daß Sie ein Gesicht haben, aber die Nase oder den Bart oder sonst etwas nehme ich nicht wahr. Meine Schwiegermutter, das heißt die Mutter meiner Frau, sieht auch nichts.«

Kowalew war außer sich.

»Wo ist sie? Wo? Ich will sofort hin ...«

»Beunruhigen Sie sich nicht. Da ich weiß, wie sehr Sie die Nase brauchen, habe ich sie gleich mitgebracht. Merkwürdig ist auch, daß der Hauptschuldige an dieser Sache ein Gauner von Barbier aus der Wosnesenskijstraße ist, der jetzt hinter Schloß und Riegel sitzt. Ich habe ihn schon lange der Trunksucht und des Diebstahls verdächtigt, und noch vorgestern hat er in einem Laden eine Garnitur Knöpfe mitgehen lassen. Ihre Nase ist noch genauso, wie sie war.«

Damit langte der Revierinspektor in die Tasche und holte die in ein Stück Papier eingewickelte Nase hervor.

»Das ist sie!« schrie Kowalew. »Genau das ist sie! Trinken Sie heute ein Täßchen Tee mit mir.«   - Nikolaj Gogol, Die Nase. In: N.G., Sämtliche Erzählungen. Stuttgart u. Hamburg 1961

 

Nase, verlorene

 

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