arbengesicht  Ein Mann in einem blauen Schurz, der damit beschäftigt war, Suppenteller auf ein großes Tablett zu schichten, wandte sich um. Sein Gesicht war eine einzige Narbe. Die Nase war eingedrückt, statt der Nasenlöcher sah man die Enden eines silbernen Röhrchens. Und der Mund sah aus wie eine schlecht vernarbte Wunde.

»Schül«, sagte der Pfleger Gilgen und litzte die Ärmel seines blauen Hemdes noch weiter zurück, »ich bring' dir da Besuch. Der Dr. Laduner läßt dich grüßen, und du sollst dem Wachtmeister ein wenig Gesellschaft leisten.«

Der Mann mit dem Narbengesicht wischte sich die Hände an seiner blauen Schürze ab. Dann reichte er Studer die Hand — auch seine Hand war mit Narben bedeckt. Und seine Augen traten vor, blutunterlaufen.

Er sprach ein geziertes Schriftdeutsch, das eigentlich wenig Dialektfärbung hatte und mehr ans Französische anklang, das war nicht weiter verwunderlich, da Schül, wie er erzählte, zwölf Jahre in der Fremdenlegion gedient und mit dem Regiment de marche unter Oberst Rollet im Weltkrieg mitgefochten hatte.

Er erzählte — und kleine Speichelbläschen bildeten sich in seinen Mundwinkeln —, daß er großer Kriegsverwundeter sei (»un grand blessé de guerre!«). Eine Handgranate — Dr. Laduner habe das wohl erzählt? —, ja, also eine Handgranate sei vor ihm geplatzt und habe ihm nicht nur das Gesicht, nein, auch die Hände und den Körper aufgerissen. Er zog ein Hosenbein hoch, um sein Schienbein zu zeigen, und Studer konnte ihn gerade noch zurückhalten, als er sein Hemd über den Kopf ziehen wollte, um seinen Oberkörper zu entblößen.  - Friedrich Glauser, Matto regiert. In: F. G.: Kriminalromane. Berlin 1990 (zuerst ca. 1936)

 

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