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Ein amerikanischer Soldat trieb einer Thailänderin den Schwanz in den
Bauch und ein Messer in die Brust — gleichzeitig. Den Arzt, der einen halben
Tag später kam und sie schon röcheln hörte, erregte das Stöhnen der Verwundeten
mehr als das der Gesunden. Er flickte auch lieber ihren Bauch und ließ sie liegen.
Die Wunde wurde nicht verbunden, aber sie verheilte in gespaltenem Zustand.
Die interessant geschnittene Narbe sprach sich herum und verhalf ihrer Trägerin,
in Verbindung mit Prostitution, zu erheblichen Trinkgeldern. Ihr Ruf drang auch
zu Hans M., als er auf einer Asienreise Bangkok besuchte. Es wurde geheiratet,
die Braut absolut weiß, die Seelenprinzessin aller Milchverkäuferinnen auf dem
Weg in ihr gekacheltes Schloß.
- Rolf Brück, Nachwort zu (
huf
)
Narbe (2) So erfuhr ich von der Herkunft und den Anfängen Emmas. Diese Dinge haben auf diesen Blättern nichts zu schaffen, und man kann alles in die Worte zusammenfassen: «Wie ein Findling eine Verlorene ward.» Und Emma war während ihrer ganzen Beichte von einer Aufrichtigkeit, die man anders für Zynismus hätte halten können.
Dann fuhr sie fort zu berichten:
- Lerne lernte ich vor fünf Jahren - ich war fünfzehn - im Hospital zu Nanthel kennen. Ich war zu ihm gekommen. Als Krankenschwester? - Nein. Ich hatte mich mit einer Kameradin von mir, mit Leonie, wegen Alcide geschlagen. Alcide war mein ... - Na was denn? Ich werde deshalb nicht rot. Er ist herrlich. Er ist ein Koloß, mein Kleiner. Mit dir würde er Ball spielen! Mein Gürtel war ihm als Bracelet zu eng!...
Kurz, ich hatte einen Messerstich abbekommen, einen wohlgezielten, das schwör ich dir. Nein, sieh doch lieber her! Hier!
Sie warf die Decke ab und zeigte mir in der Falte ihrer Leiste eine dreieckige blasse Narbe, den Denkzettel der abscheulichen Leonie.
— Natürlich darfst du ihn küssen, komm! sagte sie. Der Stich war beinah mein
Tod gewesen. - Maurice Renard, Der Doktor Lerne. Mit Illustrationen von
Armin Stähle. Reinbek bei Hamburg 1985 (zuerst 1920)
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