amensschild    Ich schlängele den Kaiser die weiße Kiesauffahrt hoch, steuere ihn auf meinen Parkplatz und stelle stocksauer fest, dass ein Witzbold mein Namensschild abgenommen hat - bei zweien an einem Tag kann man sich schon ein bisschen unerwünscht fühlen. Ich greife durchs Fenster, öffne die Tür von außen und steige aus, knirsche mich ums Haus zur Vorderseite und hämmere ein paarmal kräftig gegen die Haustür. Meine Füße werden schon taub, als nach ein paar Minuten die Witwe Roughah - immer noch in ihrem engen schwarzen Kleid - die Tür aufmacht und mich hineinlässt.

„Okay, Nadi", will ich wissen, „wer hat mein Namensschild entfernt?"

„Nennen Sie mich nicht Nadi. Nadine. N-a-d-i-n-e."

„Hören Sie, Nadi, Sie sagen mir, wer das Schild entfernt hat, und ich nenne Sie Nadine."

Sie sieht mich mit diesen beiden knallharten kohlschwarzen Augen an und sagt: „Ich habe es entfernt."

„Und wozu haben Sie etwas Dämliches gemacht?"

Sie wird irgendwie weich und lässt sich in einen großen, mit Eisbärfell bezogenen Morris-Sessel fallen.

„Also?", frageich.

„Sie stellen zu viele Fragen, GASCOYNE, das passt mir nicht, sage ich Ihnen, das passt mir nicht!"

Ganz beiläufig hole ich meine Automatik hervor und stecke den Schalldämpfer darauf, entsichere sie, nehme eine große freie Wandfläche ins Visier und ballere drauflos, aber weil ich nicht mehr so gut ziele wie früher, sieht das G eher wie ein C aus, und ich kriege irgendwie keine Spitze auf das A, und das S ist ein einziges Gewurschtel, und als ich gerade mit dem C angefangen habe, geht mir die Munition aus.

„Nur um zu zeigen, Nadi, dass man mit meinem Namensschild kein Schindluder treibt", sage ich und gieße ein bisschen Wasser aus einer Vase über den Lauf meines Revolvers, der ziemlich heiß geworden ist.   - Stanley Crawford, Gascoyne. München 2018