Nahekommen  Augustinus sagt: „Es ist kein Volk so groß, wie das Christenvolk, keines, dem sein Gott so nahekommt wie Gott uns nahegekommen ist."  Wir essen unseren Gott. Was für eine wunderbare, unaussprechliche Liebe, daß er diese wunderbare Weise fand! Und diese Liebe geht über alle Sinne, und sollte aller Menschen Herz verwunden, so alles übertreffend ist seine Liebe gegen uns.

Nun gibt es kein materielles Ding, das dem Menschen so nahe und inwendig ist wie Essen und Trinken, das ja der Mensch zum Munde einnimmt, und darum, damit er sich im Allernächsten und Inwendigsten mit uns vereine, fand er diese wunderbare Weise. Nun müssen wir von der leiblichen Speise reden, lautet es auch grob, so macht es doch verständlich.

St. Bernhardus sagt: „Wenn wir diese Speise essen, so werden wir gegessen." Die leibliche Speise, die wir zum Munde einessen, die kaut man zunächst, sodann geht sie sanft durch die Kehle bis in den Magen, und da wird sie durch die Hitze der Leber verzehrt. Und der Magen kocht die Speise und teilt das Grobe, das Böse vom Guten. Und wenn ein Mensch ein Pfund Speise äße, so käme an die Natur nur so viel wie das allerkleinste Gewicht. Alles andere wirft der Magen, alles verdauend, an verschiedenen Stellen aus. Und wenn es in den Magen kommt, so hat es dann noch wohl drei Grade zu überwinden, eh es zu der Natur kommt. Und wenn der Magen es dann so gekocht und verdaut hat mit der natürlichen Hitze, so kommt eine oberste Kraft der Seele, die Gott dazu verordnet hat, und verteilt es ringsherum an das Haupt, das Herz und an jedes Glied, und so wird es Fleisch und Blut, und letzteres geht durch die Adern. Gerade so geht es mit dem Leibe unsres Herrn. Wie die leibliche Speise in uns verwandelt wird, so wird auch, wer die würdige Speise ißt, in sie verwandelt.  - Johannes Tauler, nach (lte)

 

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