acktschnecke
Im feuchtesten und schattigsten Bereich des Bodens sehen wir ein Heer riesiger
Nacktschnecken vorrücken. Wir bewundern ihre Terracottafärbung, und zugleich
bringt uns ein unheilbarer Anthropomorphismus dazu,
sie als abstoßend, ekelerregend, schleimig zu bezeichnen und mit anderen, gleichermaßen
ungerechten Epitheta zu bedenken. In Wirklichkeit sind sie wunderschön, es sind
Nacktschnecken mit einem glatten, glänzenden Vorderteil, gefolgt von einer Rückenpartie,
die aussieht, als wäre sie von unserem Freund Piza, einem brasilianischen Maler,
bearbeitet worden, ich meine damit, eine Oberfläche voller kleiner Kerben und
Erhebungen, die wie handgemacht aussehen, obwohl man sich nur schwerlich eine
Hand vorstellen kann, die eine Schnecke bearbeitet, und schon gar nicht die
Pizas. Wie es ihren Gepflogenheiten entspricht, rückt diese Kohorte von Nacktschnecken
Millimeter um Millimeter vor und erweckt dabei eindeutig den Eindruck, daß sie
nirgendwo hinsteuert, es sei denn genau dorthin, wo sie von Fußgängern und Fahrzeugen
unweigerlich plattgedrückt werden; aber wir verfallen schon wieder in unseren
Anthropomorphismus, denn die Schnecken wissen besser als wir, warum sie ihren
Unterschlupf im Wald verlassen haben und auf dem Rast platz Einzug halten, obwohl
es vielleicht auch einfältig ist sich vorzustellen, sie seien ihrer selbst so
sicher, die Armen.
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Julio Cortázar, Carol Dunlop: Die Autonauten auf der Kosmobahn. Frankfurt am
Main 2014 (BS 2481, zuerst 1983)
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