achweinen Einst
weinte eine Frau lange ihrem verstorbenen Sohne nach. »Wenn ich ihn doch noch
einmal wiedersehen könnte, und sei es auch nur als Toten!«
Da rieten ihr die Leute, nächtlicherweile zu der Kirche zu gehen, wenn die Toten
dort zusammenkämen, und für alle Fälle einen Hahn mitzunehmen. Sie ging hin
und stellte sich nahe bei der Kirche auf. Um Mitternacht sieht sie: vom Friedhof
naht ein großer Haufe Toter, unter ihnen auch ihr Sohn. Er geht und trägt einen
Eimer voller Tränen, die seine Mutter um ihn geweint hat. Als sie ihn unter
den Toten erblickte, rannte sie vor Entsetzen davon und lief nach Hause. Er
spürte aber den Geist der Mutter und eilte ihr nach! Da fing sie an, sich die
Kleider vom Leibe zu reißen. Und was sie hinwarf, das packte er und zerriß es!
Als sie bis zu ihrer Schwelle gelaufen war, da krähte der Hahn! Der Tote fiel
hin, die Mutter aber starb am nächsten Tage. - Russische Märchen. Hg.
Reinhold Olesch. München 1959 (Diederichs, Märchen der Weltliteratur)
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