Nachtwind  Immer rasender ergoß sich der kreischende, klagende Nachtwind in den Abgrund des Erdinnern. Ich legte mich wieder hin und versuchte vergebens, mich in den Boden einzukrallen, aus Furcht, durch das offene Tor in den leuchtenden Abgrund gefegt zu werden. Eine derartige Wucht hatte ich nicht erwartet, und als ich bemerkte, daß mein Körper wirklich auf den Abgrund zurutschte, erfaßten mich tausend neue Schrecken von Befürchtungen und Phantasien. Die Bösartigkeit des Sturmes erweckte  unglaubliche Vorstellungen, ich verglich mich erneut schaudernd mit dem einzigen Menschenabbild in diesem schrecklichen Korridor, dem Mann, der von der namenlosen Rasse in Stücke gerissen wurde, denn in dem teuflischen Griff des wirbelnden Luftzuges schien eine vergeltungslüsterne Wut zu liegen, um so stärker, als sie größtenteils machtlos war. Ich glaube, ich schrie am Ende wie wahnsinnig - ich verlor beinah den Verstand - aber wenn ich ihn verlöre, würden sich meine Schreie in diesem Höllen-Babel heulender Windgeister verlieren. Ich versuchte, gegen den mörderischen, unsichtbaren Strom anzugehen, aber ich war völlig machtlos, als ich langsam und unerbittlich auf die unsichtbare Welt zugedrückt wurde. - Aus: H.P. Lovecraft, Stadt ohne Namen. Frankfurt am Main 1997 (st 2756, Phantastische Bibliothek 346)
 
 

Nacht Wind

 

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