achtschicht  Bei der schwachen Notbeleuchtung, die während der Nachtschicht eingeschaltet war, fühlten sie sich hier womöglich noch sicherer als bei ihren geheimen Ausflügen nach Venedig. Im Büro stand außerdem eine schöne breite Couch ... Störend war nur, daß Raimondo alle acht Minuten aufstehen mußte, um die Türen der Gefrieranlage zu betätigen ; aber bei einigem guten Willen läßt sich auch in acht Minuten eine ganze Menge tun. Überdies bestand immer noch die Möglichkeit, daß er — wenn es die Situation erforderte — über die Sprechanlage die drei Arbeiterinnen der Nachtschicht benachrichtigte, die ihm aus dem Souterrain die Seezungen heraufschickten:

„Stop — schickt mir nichts mehr rauf, bis ich zurückrufe; die Gefrieranlage ist offenbar nicht in Ordnung ..."

Und die da unten ließen sich das nicht zweimal sagen; sie legten beim Sortieren der Seezungen nur zu gern eine Zigarettenpause ein. Nach einer halben Stunde und einem letzten Kuß ging er wieder zur Sprechanlage und gab den Sortiererinnen im Souterrain Bescheid:

„Los geht's, ihr Hübschen! Alles wieder in Ordnung .. ."

„O. K., Süßer", antwortete einmal eine der drei Arbeiterinnen, „und der Signora Puzza geht's gut, ja?"  - Giorgio Scerbanenco, Stirb bei den tiefgekühlten Fischen. In: G.S., Stirb bei den tiefgekühlten Fischen. Reinbek bei Hamburg 1977