achschub

Klage und Gebet der Gesindeköchin Amanda Woyke Als ihr die Würmchen, hießen Stine Trude Lovise, weil der Halm faulgeregnet, vom Hagel erschlagen, von Dürre und Mäusen gebissen war, daß gedroschen kein Rest blieb, Hirse nicht körnte, Grütze nicht pappte, kein Haferschleim süß und Fladenbrot sauer wurde, weghungerten alle drei, bevor es dusterte zweimal im März - denn auch die Ziege war einem Kosaken ins Messer gesprungen, fortgetrieben die Kuh von fouragierenden Preußen, kein Huhn mehr scharrte, von den Gurretauben blieb Taubenmist nur, und auch der Kerl mit dem Zwirbelbart, der die Würmchen Stine Trude Lovise mit seinem Prügel wie nichts gemacht hatte, weil Amanda ihm jedesmal beinebreit, war außer Haus schon wieder und gegen Handgeld nach Sachsen, Böhmen, Hochkirch gelaufen, denn der König, der König rief - als nun drei Kodderpuppen, die Stine Trude Lovise hießen, schlaff baumelten, wollte Amanda nicht glauben und lassen los. Und als die Mädchen blaß, blau und hungerkrumm, grämlich verfrühte Greisinnen, grad geboren, kaum abgestillt - bald hätte Lovise laufen wollen - in eine Kiste gelegt, zugenagelt, verschaufelt waren, klagte Amanda laut und hielt den Ton vor der Wimmerschwelle: ein zittriges Heulen, in dem viel ai mai wai nai jainte, das zwischen langgezwirntem Euhhh und Euühhh dennoch Sätze (was der Mensch im Schmerz sagt) zuließ: Das mecht nich jelaidet sain. Das mecht selbig den Daibel äwaichen, Das mecht ain Kujon fier Jerechtigkait haißen. Das mecht Liebgottchen valaiden. Dem mecht Jeschrai elendlich blaiben. Nai ist kain Liebgottchen nich, och wenn jeschrieben steht. . .  Sie schrie drei klirrklare Märztage lang, bis ihre Klage feingesiebt nur noch Iiiih hieß. (Und auch in den anderen Katen in Zuckau, Ramkau, Kokoschken, wo wem was weggedarbt war, wurde geschrien: Ihhh . . .) Das kümmerte niemand. Als sei nichts, schlug der Holunder aus. Buchweizen, Hafer blieben nicht taub. Pflaumen zum Trocknen genug. Es lohnte, in die Pilze zu gehen. Und am Strick eine Kuh, kam gezwirbelt der Kerl zurück aus Winterquartieren, auch diesmal wie jedesmal invalid. Der hatte seit Zorndorf Finger zwei weniger, der kam nach Torgau einäugig lachend, der trug nach Hochkirch die Narbe über dem Deetz, was ihn dussliger noch als dämlich machte. Der richtete aber den Prügel ihr, weil sie stillhielt, um Marjellen wie nichts zu machen, die Lisbeth, Annchen, Martha und Ernestine hießen und lebig blieben, so daß auch Liebgottchen gut fürs Gebet wieder war

 - (but)

Nachschub ⁽²⁾  bleich und jungenhaft wirken die gesichter der jungen soldaten im zwielicht der rasch hereinbrechenden däm merung. augen unter farblosen wimpern schweiss tropfen die nase langrinnend leckmündchen die kleine gezackte kinderzähne freigeben bluten der säuglingshaut den lieblingshit unter der puppenzunge marillengrosse ge schwulstäpfel unter den achsein zu den brustwarzen hin über angst in der hätschelfalte. bleich und jungenhaft wirken die gesichter der jungen armeesoldaten im zwie licht der rasch hereinbrechenden dunkelheit. die erste mp salve hämmerte, drei vier weitere maschinenpistolen fielen in das stählerne konzert ein. nickelmantelgeschosse zersiebten das linke vorderrad des nachschub wagens. der reifen platzte, mit einem jähen ruck wurde der lkw nach links gerissen und rammte dabei in voller fahrt das erste der drei dort aufgestellten munitionsfahrzeuge. sekundenbruchteile später erschallte ein gigantischer donnerschlag der die erde beben liess. ein glühender sonnenball hüllte die fahrzeuge ein. glosende trümmer flogen heulend durch die luft. sekunden später ertönte eine reihe weiterer explosionen. die vier ineinander ver keilten fahrzeuge begannen lichterloh zu brennen, die überreste des explodierten heeres lkws lagen in einem schwarzen sprengtrichter.  - (loc)

Nachschub ⁽³⁾

- Thomas Rowlandson