achrichtengebung  «Der Direktor läßt Sie durch mich bitten», telefonierte ihm der Stenograf, «möglichst viele Berichte zu schicken, wirklich hochinteressante Nachrichten!»

«Wirklich?» brüllte Tito. «Dann schreiben Sie: Ein großer Wurstfabrikant Südfrankreichs, dessen Namen wir noch nicht angeben können, tötete, als er von dem unerlaubten Liebesverhältnis seiner Frau mit einem valdensischen Pastor, dem zwei uneheliche Kinder entsprossen, erfuhr, die Frau und die Kinder. Um das Verbrechen zu verbergen, zerhackte er sie des Nachts in seiner abgelegenen Fabrik in ganz kleine Stücke und stopfte Hunderte von Würsten damit, die er über ganz Frankreich verbreitete. Morgen werden wir in der Lage sein, weitere Einzelheiten zu berichten.»

Aber am nächsten Morgen fiel in ganz Frankreich der Preis für Wurstwaren in unerhörter Weise. Niemand aß mehr Würste. Die Viktualienhändler nahmen die ankommenden Würste nicht mehr ab und stellten die Aufträge und die Bezahlungen ein.

Ein Fabrikant aus Toulouse, der wegen seiner unverbesserlichen Ehrlichkeit magere Geschäfte machte, verkaufte seit jenem Tag überhaupt nichts mehr, und da er sich am Vorabend des Bankrotts sah, tötete er sich durch einen Revolverschuß ins Herz.

Der größte Aktionär des Attimo fuggente, bedeutender Wurstwarenexporteur, berief den Verwaltungsrat der Zeitung ein und verlangte die Absetzung des Direktors.

Alle Wurstkonsumenten wollten die Fabrikmarke der verbrecherischen Würste kennenlernen.

Alle zugrunde gerichteten Wursthändler verlangten den Namen des mörderischen Fabrikanten zu erfahren, der in die Würste Fleisch von Frauen und Kindern anstatt von Eseln getan hatte.

Der Direktor des Attimo fuggente rief Tito Arnaudi nach Paris zurück.

Tito Arnaudi traf mit dem ersten Zug ein.

«Ich bin ruiniert!» jammerte der Direktor. «Man verlangt, daß ich den Namen des Fabrikanten veröffentliche.»

«Veröffentlichen Sie ihn!» antwortete Tito.

«Und welchen Namen erfinde ich?»

«Es ist nicht nötig, ihn zu erfinden. Ein großer Wurstfabrikant in Toulouse hat sich das Leben genommen; nehmen wir an, daß er es war; sein tragisches Ende ist ein Geständnis. Er heißt Thomas Salmâtre.»

Der Direktor strahlte vor Glück. In der Abendausgabe des Attimo fuggente erschien in schwarzen Lettern der ehrliche Name des Selbstmörders Thomas Salmâtre.  - Pitigrilli, Kokain. Reinbek bei Hamburg 1988 (rororo 12225, zuerst 1922)

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